Zypern


Zypern begrüßt uns mit Sonne und wir rollen morgens um acht vom Schiff auf den langen Anleger. Dort stehen wir eine Stunde in der LKW-Schlange, die sich keinen Millimeter bewegt. Schließlich dürfen wir an der Schlange vorbei nach vorne fahren. Doch auch hier stehen wir wieder. Zu Fuß gehen wir weiter und erfahren von anderen Reisenden, dass zuerst die Passformalitäten erledigt werden müssen, ohne das Auto. Wenn das erledigt ist, muss eine Versicherung abgeschlossen werden und dann kann man sich durch hunderte parkender PKW und LKW nach vorne zum Einreisecheckpoint schlängeln. Chaos pur!

Fälschlicherweise wurde dort Conny als Fahrer eingetragen und es ist offensichtlich nicht möglich, das an dem Schalter nebenan nochmal zu ändern. Die Grenzer bestehen darauf, dass Conny fährt - zumindest bis wir außer Sichtweite sind😁. Um 14 Uhr sind wir draußen und reihen uns in den Linksverkehr ein.

Zypern ist eine geteilte Insel und wir sind in der Türkischen Republik Nordzypern. Geschichtlich ist das ganze sehr verworren: Bis 1920 gehörte Zypern zum osmanischen Reich, war aber an England verpachtet. Nach dem Zusammenbruch des Reiches haben die Engländer Zypern einfach als Kronkolonie beschlagnahmt. 1960 sind die Engländer abgezogen und die griechische Militärregierung ist in Zypern einmarschiert. Das wiederum veranlasste die türkische Regierung, ebenfalls Truppen zu senden........

Es gab viel Unrecht auf beiden Seiten, Vertreibungen und Morde.

Wir besorgen noch eine SIM-Karte und fahren hoch in die Berge.

Wir bekommen wieder Besuch! Unsere Söhne verbringen Weihnachten mit uns, die Tage bis zu ihrer Ankunft stehen wir an der Südküste direkt am Strand.

Da die beiden in Südzypern landen, kommen sie mit dem Taxi zur Grenze, wo wir auf sie warten.

Das letzte Mal haben wir uns vor einem halben "live" Jahr gesehen, unsere Freude ist riesig!

Zurück am Strand an der Südküste, besichtigen wir am nächsten Vormittag Salamis, eine riesige Ausgrabungsstätte. Die Stadt war schon von Phöniziern und Griechen bewohnt.

Da wir jetzt schon mal in dieser Ecke der Insel sind, besuchen wir Famagusta, auf türkisch Gazimagusa. Der Ort erhielt im 13. Jahrhundert große Bedeutung, da er einer der wichtigen Häfen für die Kreuzritter war.

Die Kathedrale ist jetzt eine Moschee, das Minarett passt stilistisch mal gar nicht dazu🙄🙄🙄.

Wir fahren nach Osten bis zur Spitze der Insel. Die Häuser werden immer weniger, es wird hügelig und richtig grün. Hier gefällt es uns extrem gut. Das Wasser sieht aus wie in der Karibik und unsere Jungs gehen schwimmen.

Der Golden Beach, ein absolutes Highlight! Kilometerlanger Sandstrand, nach den großen Dünen kommt die nächste Bucht, die genauso schön ist. Ein Traum!

An der Spitze der Insel befinden sich ein Leuchtturm und ein kleiner Polizeiposten (wozu auch immer). Wir bekommen Besuch von wilden Eseln, die von Mönchen bei der Aufgabe der Klöster zurückgelassen wurden und sich hier offensichtlich wohl fühlen.

An der Nordküste entlang fahren wir wieder Richtung Westen. Auch hier finden wir immer schöne Plätze und Buchten.

In Girne, oder auf griechisch Kyrenia, schauen wir uns die Festung an, die ebenfalls von den Kreuzrittern genutzt wurde. In der Festung ist ein Museum, dort sind die Reste eines Schiffswracks samt Ladung ausgestellt. Fast 3000 Jahre alte Amphoren und Mandeln!

Der alte Hafen ist leider nicht zugänglich, er wird gerade umgebaut. Laut unserem Reiseführer ist Girne eine der schönsten Hafenstädte im Mittelmeerraum.

Hoch über Girne thront auf einem Bergrücken die Kreuzritterburg St. Hillarion. Unzählige Stufen führen uns hinauf in die Oberburg, von wo aus wir Girne und die Küste tief unter uns liegen sehen.

Am vorletzten Tag mit unseren Kindern steht noch die geteilte Hauptstadt Nikosia, türkisch Lefkosa, auf dem Programm. Der Nordteil ist ursprünglicher, irgendwie orientalischer. Obwohl Nordzypern teurer ist als das Festland (Ausnahmen sind Kraftstoff und Alkohol), gibt es noch eine Steigerung: Südzypern!

Nach Passieren des Checkpoints in der Fußgängerzone ist der Euro die offizielle Währung. Sahen wir im Nordteil Spaghetti Carbonara für umgerechnet 3 € auf der Speisekarte, werden hier dafür 10,50 € aufgerufen. Die Cafes sind trotzdem gut besucht, was uns sehr wundert. Später erzählt uns jemand, dass die Menschen aus dem Südteil den Norden boykottieren. Das tun sicherlich nicht alle, aber es sind auch auffallend wenig südzypriotische Autos auf den Straßen des Nordens zu sehen.

Der Südteil der Stadt ist moderner, sauberer, alles ist besser in Schuss.....europäisch eben. Jacob bekommt einen Anpfiff von Polizisten, weil er sich beim Fotografieren unvorschriftsmäßig nahe an ein Geländer wagt.......wie gesagt, europäisch eben.

Der türkische Teil gefällt uns persönlich besser, die große Karawanserail, die Markthalle, alles ist ein bisschen einfacher und ruhiger.

Die bewachte Grenze mit dem Streifen Niemandsland, in dem unbewohnte Häuser stehen, ist sehr bedrückend und zeugt nicht unbedingt von der Intelligenz der Menschheit.

Am ersten Weihnachtsfeiertag bringen wir unsere Jungs wieder zur Grenze. Einen Taxifahrer hat Conny schon vorab organisiert. Der wartet auch schon und hilft unseren beiden beim Zigarettenschmuggeln 😂😂😂. Von Nord- nach Südzypern sind nur zwei Schachteln pro Person erlaubt. 

Mal sehen, wo wir uns das nächste Mal treffen 🥰🥰🥰!

Wir decken uns mit Lebensmitteln ein und fahren wieder zurück nach Osten, zum Golden Beach, in den wir uns ein bisschen verliebt haben.

Wir haben einiges zu erledigen! Da es uns mittlerweile richtig gut auf Zypern gefällt, möchten wir unseren Aufenthalt hier verlängern. Conny hat durch ausgiebige Recherche die einfachste Vorgehensweise herausgefunden: zu Fuß in den Südteil der Insel, bei der Rückkehr auf nordzypriotischer Seite den neuen 30 Tage-Aufenthalt eintragen lassen. Dann zum Zoll, dort wird der genehmigte Aufenthalt des Fahrzeugs verlängert.  Die Versicherung muss natürlich auch noch verlängert werden. Wir fahren an der wunderschönen Nordküste Richtung Girne. Dort treffen wir Sybill und Mike wieder, mit denen wir auf der Fähre nach Zypern und auch gemeinsam am Golden Beach waren. 

Wir treffen uns mit Gerlinde und Gerhard, die hier seit einem Jahr wohnen, zum Frühstück. Wir erfahren einiges über die bürokratischen Hürden, mit denen man als Umsiedler zu kämpfen hat. Es gibt hier auf Nordzypern eine richtig große deutsche Gemeinde, doch Engländer und Russen sind noch zahlreicher vertreten.

Im Anschluß daran besuchen wir eine der drei großen Kreuzfahrerburgen, Kantara, bevor wir die Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung in Angriff nehmen.

Die Aussicht von hier oben ist wundervoll. Die Burg liegt auf fast 1000 Metern Höhe, das ist für die Nähe zum Meer schon sehr hoch.

Der nächste Tag in Nikosia verläuft problemlos. Thomas telefoniert vom Südteil Nikosias aus zum EU-Tarif mit seinem Papa, dann geht's schon wieder zurück. Zoll und Versicherung geht unerwartet unkompliziert über die Bühne, unser neues Ausreisedatum ist jetzt der 3.2.2023.

Den Nordwesten der Republik haben wir bis jetzt noch nicht gesehen, den erkunden wir jetzt. Wir finden auch hier schöne Plätze, haben jedoch Schwierigkeiten, Plätze mit halbwegs vernünftigem Internetsignal zu finden. Schnell sind wir uns einig, wieder in den Osten der Insel zu wollen 😍!

Auf der schmalen Halbinsel im Osten, Karpaz, stehen wir wieder fast an der Spitze und sehen das Meer zu beiden Seiten. Bis auf Esel und Füchse ist es sehr einsam hier. Nach ein paar Tagen stoßen Sybill und Mike wieder zu uns, die zuvor wieder am Golden Beach waren. 

Zu Fuß machen wir einen Ausflug zum griechisch-orthodoxen St. Andreaskloster. Leider ist es wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, aber dafür gibt es frisch gepressten Granatapfelsaft 😋😋!

Die beiden fahren nach ein paar Tagen weiter, doch wir treffen uns in Ayfilon am Strand wieder🥰. Auch hier stehen wir einige Tage zusammen. Für die nächsten Tage ist sehr viel Regen vorhergesagt, wir suchen uns deshalb einen Platz mit "regenfestem", sicheren Untergrund. Wir glauben, fündig geworden zu sein, richten uns dort ein und sitzen den Regen aus. Doch als der Regen aufhört und wir wegfahren wollen, graben sich die rechten Hinterräder gleich ein. Thomas hält ein Fahrzeug an, es wird telefoniert und nach einer halben Stunde kommt ein Radlader angefahren, der uns souverän rauszieht 👍👍👍. Zwischendurch ging noch unsere Heizung kaputt und hat permanent Wasser verloren. Thomas hat sie ausgebaut und zerlegt. Ursache ist eine fehlerhafte Schweißnaht ab Werk, doch in der nächsten Dorfwerkstatt kann das wieder hartgelötet werden.

Doch auch die verlängerte Zeit neigt sich dem Ende entgegen und wir tingeln auf der Küstenstraße an der Nordküste nach Westen, denn unsere Fähre legt am 3. Februar wieder in Girne ab. Uns ereilt noch ein Hilferuf von Mike, der seit einigen Tagen wieder in der Türkei ist. Unbedingt Raki mitbringen! Auf Zypern kostet er nur die Hälfte, wir besorgen noch vier Flaschen. Wir besuchen noch einmal Gerlinde und Gerhard in ihrem Haus.

Die Abfahrt ist wieder nachts um 23.30 Uhr, die Formalitäten von Zypern in die Türkei gehen ohne Probleme vonstatten. 

Unser Fazit: 

Obwohl wir zu Anfang mit Zypern gehadert haben, hat es sich doch als attraktives und lohnendes Überwinterungsziel herausgestellt. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit, es ist relativ günstig und das Wetter ist, trotz einigen Regentagen meist wunderschön. Auf der Negativseite fällt die Internetverfügbarkeit und die nicht gegebene Einreisemöglichkeit mit Hunden in den Süden in die Waagschale. Doch wir können uns vorstellen, nochmal herzukommen.