Balkanpotpourri und Reise nach Deutschland


Wir sind im Kosovo, nach der Republik Nordzypern unser zweites, nicht anerkanntes Land. Wir sind zuerst einmal überrascht, denn es präsentiert sich uns moderner und besser in Schuss als Albanien. In der ersten Stadt kaufen wir eine SIM-Karte und stellen dabei fest, dass unglaublich viele Kosovaren Deutsch sprechen. Seit ein paar Jahren wird Deutsch sogar an den Schulen unterrichtet. Wir versuchen, einen Übernachtungsplatz in der Nähe eines serbisch-orthodoxen Klosters zu finden, doch es wimmelt von KFOR-Soldaten, es gibt kein Internet und einen schönen Platz können wir auch nicht ausfindig machen. Der Kosovo ist zu 95 % muslimisch, während des Krieges gab es immer wieder Übergriffe von Serben auf Muslime und andersrum.

Von Joshuas Freund Mergim haben wir den Tipp erhalten, Prizren anzuschauen, das ganz im Süden liegt. Und tatsächlich ist Prizren total schön, idyllisch am Fluss gelegen und überschaubar. Wir parken außerhalb und erkunden die Stadt zu Fuß.

Leckerste Kuchen und Torten 😋😋😋

Zur Erholung erstmal wieder in die Berge! In einem Skigebiet auf 1600 Metern Höhe werden wir fündig. Beim Spazierengehen kommen wir, sehr zur Freude von Diego und Tigra, bis zu den ersten kleinen Schneefeldern. Wir wären gerne noch ein paar Tage länger geblieben, aber unser Internet-Guthaben war aufgebraucht. Apropos Internet: das lässt sich für den Kosovo ganz einfach auf die Formel "sündhaft teuer und grottenschlecht" reduzieren! Wir laden die Karte noch einmal auf, aber eine zuverlässige, stabile Verbindung kommt nicht zustande. Uns wird versichert, dass die SIM-Karte auch in Montenegro funktioniert, vielleicht klappt es da besser 🙄!

Fakt ist, dass der Kosovo das erste Land auf unserer Reise ist, das wir aufgrund fehlender Internetanbindung verlassen müssen. So etwas gehört zu den Schattenseiten des "Arbeitens von unterwegs".

Die Internetverbindung funktioniert leider auch in Montenegro mit der kosovarischen SIM-Karte nicht, aber eigentlich überrascht uns das nicht. Wir übernachten nur einmal abseits der Straße und reisen dann nach Bosnien-Herzegowina ein.

Hier steuern wir ein weiteres Skigebiet südöstlich der Hauptstadt Sarajevo an, wo 1984 die olympischen Winterspiele stattfanden. Durch den Krieg 10 Jahre später sind heute nur noch Ruinen und Soldatengräber von hauptsächlich ca. 20jährigen übriggeblieben😢😢😢!

An der Skischanze treffen wir ein Ehepaar aus dem Oman, das hier Urlaub macht. Sie erzählen uns, dass der Balkan ein beliebtes Urlaubsziel für Menschen aus der Golfregion ist, weil hier alles so schön grün ist. Zudem ist Bosnien überwiegend muslimisch, was das Einhalten der Ernährungsvorschriften einfacher macht. Wir unterhalten uns sehr angeregt bei Kaffee und Datteln über die unterschiedlichen Gepflogenheiten in Deutschland und dem Oman.

Tatsächlich sehen wir, als wir einige Tage später nach Sarajevo runterfahren, viele arabische Schriftzeichen an Läden. Sogar ein Auto aus Kuwait sehen wir!

Der Weg nach Mostar führt uns durch eine Schlucht, die zu den schönsten Strecken überhaupt zählt! Hohe Berge, wunderschöne Felsformationen und der oft angestaute Fluss Drina sind eine Wohltat fürs Auge!

Die Altstadt Mostars wurde während des Krieges von den Kroaten unter Beschuss genommen, die weltberühmte alte Brücke und die Moschee sind mittlerweile wieder restauriert. Mostar  mit seinen engen Gassen und kleinen Cafes und Restaurants gefällt uns richtig gut. Der Berg, der die Stadt überragt, ist mit einem riesigen (und abgrundhässlichen) Kreuz geschmückt, in dessen Nähe wir fast eine Woche stehen. Beim Spazierengehen stoßen wir immer wieder auf Gedenktafeln für gefallene kroatische Soldaten. Auch die waren häufig gerade mal volljährig 😢😢😢!

Etwas südwestlich von Mostar liegt Medugorje, ein bedeutender Wallfahrtsort. Hier erschien 1981 sechs Jugendlichen die Hl. Maria. Wir sind jedoch richtiggehend geschockt: Jesus-T-Shirts, Holzkreuze zum Umhängen, Marienstatuen, Heiligenbilder ... eben alles, was der Pilger so braucht. Die moderne Kirche in Verbindung mit vielen Verbotsschildern lassen uns schnell wieder das Weite suchen.

Der Eintrittspreis von 10 Euro pro Person zu einem nahegelegenen Wasserfall gibt uns den Rest - wir ergreifen die Flucht und verbringen einige wunderschöne, entspannte Tage am größten See Bosniens.

In den Bergen oberhalb von Livno finden wir ein wahres Paradies. In einem riesigen Gebiet mit Wanderwegen und nahezu unberührter Natur bleiben wir für eine Woche stehen. Ein Schafhirte kommt mit seiner Herde vorbei, wir bekommen Schafskäse geschenkt. Ansonsten ist hier oben nicht viel los.

Ab und zu sehen wir eine Herde "Wildpferde" vorüberziehen. Es handelt sich dabei um ausgewilderte Nutzpferde, die, nachdem die jugoslawische Regierung beschlossen hatte, dass jeder Bauer einen Traktor bekommt, nutzlos geworden waren. Mittlerweile sind es über 800 Tiere, die hier oben geschützt leben dürfen.

Aber auch vor diesem Gebiet hat der Krieg nicht halt gemacht: Zahlreiche unzugängliche Gebiete sind immer noch vermint 😢.

Connys Yogamatte ist immer heißbegehrt 🤣🤣🤣

Der Regen und unsere Termine in Deutschland lassen uns schließlich weiterfahren. In Banja Luka bummeln wir durch die Stadt, die für uns wenig Sehenswertes bietet. Einzig der große, überdachte Markt begeistert uns.

Weiter geht es Richtung Norden. An der EU-Außengrenze werden wir erstmal von übereifrigen kroatischen Zöllnern gefilzt. Er teilt uns mit, dass wir keine Lebensmittel in die EU einführen dürfen, während ständig Kroaten mit Einkaufstüten vom bosnischen Markt zu Fuß die Grenze überqueren 🙄🙄🙄.

Doch auch er hat irgendwann seine Wichtigkeit zur Genüge ausgelebt und wir "dürfen" passieren. Willkommen in der EU 🤢!

Was für ein Unterschied zur Türkei, wo uns nach Begrüßung ein schöner Aufenthalt in ihrem Land gewünscht wurde! Spontan bekommen wir Heimweh nach der Türkei 😁.

In der Nähe von Zagreb lassen wir noch die Spur an der Vorderachse einstellen, dann geht es an einem Stück durch Slowenien. Für Slowenien haben wir eine Mautbox, doch gibt es mittlerweile ein neues Modell, das wir (na klar) kaufen müssen.

In Österreich angekommen, geht es gerade so weiter: die Polizei winkt uns raus.

Nach vielem Hin und Her teilen sie uns mit, dass wir 320 Euro Strafe zu zahlen hätten, da sie aber keine Unmenschen sind und uns den Urlaub nicht versauen wollen, bekommen wir´s auch für 70! Unter anderem sind sie der Meinung (worauf auch immer diese Annahme beruht), wir seien 100 km/h gefahren. Aber da er uns mit so einem Nice Price-Angebot kommt, behalten wir es für uns, dass der LKW bei 90 km/h gedrosselt ist 😉.

Wir bezahlen also, müssen uns noch eine Abgasplakette kaufen (26 €), dann dürfen wir weiterfahren.

Als Thomas dann am Wolfgangsee unter Androhung von 45 Euro Strafe ermahnt wird, die Hunde (auf einer Wiese) an die Leine zu nehmen, sind wir aufs Gründlichste bedient.

Aber es gibt auch Schönes aus Österreich zu berichten. Wir treffen uns mit Ulrike, einer Teampartnerin aus unserem Netzwerk, die jetzt hier, der Liebe wegen, ihren Zweitwohnsitz hat.

In Deutschland nahe der österreichischen Grenze besuchen wir Martin, den wir in Georgien getroffen haben und einige Male in Armenien zusammen unterwegs waren.  Er gibt viel zu erzählen, Martin ist noch weitergefahren in den Iran, als wir wieder in Georgien und dann auf dem Weg nach Zypern waren. Lange Zeit hat er an "unserem" Platz auf der Peloponnes in der Nähe von Gythio verbracht. Dort wurde er von einem Hundebaby adoptiert🤣🤣🤣.

Den nächsten Halt machen wir bei Sandra und Tom, die gerade auch einen LKW ausbauen und die wir nur von einer Videokonferenz her kennen.

Tom hat eine Werkstatt und wir bekommen im Ort eine neue TÜV-Plakette, nachdem unsere seit zwei Jahren abgelaufen war 😁😁😁.

Aber jetzt geht es endgültig in unsere alte Heimat. Hier gibt es endlos viel zu erledigen: einen neuen Führerschein beantragen, unser kleines Wohnmobil aus dem Winterschlaf holen und verkaufen, einer Freundin beim "Umbau" ihrer Wohnung helfen, Freunde und Verwandte treffen, ... und so weiter. Und unsere eigentliche Arbeit will so ganz nebenbei auch noch erledigt werden 😉😉!

Aber das wichtigste: unsere beiden Jungs wiedersehen ❤️😍❤️😍❤️😍! 

Unser Aufenthalt in Deutschland weitet sich ungeplant aus. Wir helfen einer Freundin, ihre Wohnung zu entrümpeln und kleinere und größere Umgestaltungsmaßnahmen durchzuführen. Unser "kleines" Wohnmobil findet liebevolle Besitzer, viel Spaß damit, Conny und Thorsten!

Trotz nicht vorhandenem Wohnsitz kann Conny nach einigem Hin und Her einen neuen Führerschein beantragen. Die bestellten Ersatzteile für den LKW trudeln nach und nach ein, auch unser "Vorratskeller" füllt sich mit Dingen, die es im Ausland nicht gibt oder nur schwer zu besorgen sind. Für zwei Tage haben wir Besuch von einem Filmteam des SWR, die wieder einen kleinen Beitrag mit uns senden möchten. Dazwischen besuchen wir immer wieder Menschen, die uns am Herzen liegen. Ach ja ... wir arbeiten natürlich nebenbei auch noch 😉😉😉!

Doch nach Wochen voller persönlicher Kontakte verabschieden wir uns wieder von unseren Söhnen und machen uns auf den Weg nach Sigmaringen, wo das Teamtreffen unseres Netzwerks stattfindet. Das Wetter spielt leider nicht mit, aber trotz Sturm und sintflutartigem Regen ist es ein gelungenes Wochenende mit vielen lieben Menschen ❤️❤️❤️!

Im Anschluss daran besuchen wir noch Teampartner in der Schweiz, bevor wir uns für ein paar Tage bei einer Kollegin in der Nähe von Freiburg einquartieren. Conny lässt sich noch neue Lesebrillen anfertigen, wir holen ein letztes Päckchen bei einer Freundin in Weil am Rhein ab, und nach 10 Wochen verlassen wir Deutschland wieder und reisen in die Schweiz ein.

Als Fazit unseres Deutschlandbesuchs ist uns aufgefallen, wie viele Menschen grau und gehetzt durchs Leben gehen. Oder: am Leben vorbeigehen!

Aber natürlich haben wir es sehr genossen, unsere Söhne und die wenigen guten Freunde wiederzusehen ❤️❤️❤️!