Von Basilikata nach Kalabrien


Nach vier Tagen verlassen wir diesen Platz, um wieder runter ans Meer zu fahren. Am  16.12. stehen wir wieder in Marina di Pistici  an der Strandpromenade, wo wir mit Uta schon waren. Wir stehen eine Woche, fahren dann  nach Policoro zum Einkaufen und kehren wieder hierher zurück. Da es  "coronabedingt" an Weihnachten und Silvester verboten ist, sein Gemeindegebiet zu verlassen, bleiben wir einfach hier. Das Wetterrepertoire reicht von Sonne, Regen, Sturm bis Windstille. Ganz selten nur kommt jemand hier vorbei, es ist himmlisch ruhig und einsam.

Kein Weihnachten ohne Baum 🤣🤣🤣

Unsere Vorräte reichen immer für eine Woche, deshalb sind wir am 28.12. wieder in Policoro. Das meiste bekommen wir an einem Marktstand, ein deutlicher Vorteil für Veganer und Vegetarier 👍👍👍.

Wir füllen noch Gas, Wasser und Diesel und treffen uns anschließend mit Dani und Olaf. Uns verbindet eine Facebook-Freundschaft, außerdem fahren sie das selbe Auto! Die beiden leben mit ihren Hunden schon lange im LKW, Olaf hat sogar eine kleine Bierbrauerei an Bord!

Abends sitzen wir zusammen und erzählen, es gibt mehr als genug Themen.

Die beiden möchten noch eine Weile am Meer bleiben, uns zieht es jedoch ins Hinterland. 

Da sie auch nach Sizilien möchten, werden wir uns bestimmt noch öfter begegnen.

Auf einem Berg, der von einer Kirche gekrönt ist, finden wir einen Platz mit grandioser Rundumsicht bis zum Meer hin. Die Basilika di Anglona ist aus dem 12. Jahrhundert, sehr klein und wunderschön. Die Stille lädt zum Meditieren ein.

Auf diesem Berg war früher eine griechische Siedlung, bei Policoro lag die  Stadt Herakleia.

Wir erleben Silvester hier oben und wissen jetzt, dass es in Italien auch Feuerwerk gibt 😉!

Fast eine Woche bleiben wir hier oben stehen.

Die Schlucht von Raganello ist unser nächstes Ziel. Laut Navi müssen wir entweder einen ganz großen Bogen nach Westen machen oder wieder ganz runter ans Meer auf die Küstenstraße. Da wir auf beide Varianten keine Lust haben, versuchen wir es auf den ganz kleinen Bergstraßen.

Die Straßen sind eng und oft in einem sehr schlechten Zustand, Gebüsch wächst immer wieder bis zur Mitte der Fahrbahn.

 In einem Bergdorf ist dann Schluss: Einheimische weisen uns darauf hin, dass die Straße nicht befahrbar ist.

Wir kehren um und übernachten neben einer kleinen Kirche mit Blick auf schneebedeckte Berge. Wir sind auf 1000 HM, morgens hat es nur noch 1,9°C.

Am nächsten Tag versuchen wir, auf einer anderen Nebenstecke nach Alessandria del Carretto zu kommen.

Wir passieren viele Dörfer, deren Namen zweisprachig ausgeschildert sind (aus einem davon mussten wir rückwärts wieder rausfahren, die Balkone waren zu niedrig und die Kurven zu eng).

Es gibt im Norden von Kalabrien über 50 Dörfer, deren Einwohner im 16. Jahrhundert aus Albanien kamen. Dort mussten sie, falls sie nicht bereit waren zum Islam zu konvertieren, um ihr Leben fürchten, da ihre Heimat vom osmanischen Heer besetzt war.

Der König von Neapel nahm die Albaner gerne auf, waren doch große Teile seines Reiches auf Grund von Kriegen und Erdbeben nahezu entvölkert.

Es war also kein purer Großmut, er brauchte schlicht und einfach Steuerzahler!

In dieser Gegend wird immer noch von ungefähr 100 000 Menschen Arberesh gesprochen, eine alte Sprachvariante aus Südalbanien.

Am frühen Nachmittag parken wir auf 1100 HM mit Blick auf die höchsten Berge Kalabriens und machen einen schönen Spaziergang bei eisigem Wind.

Beim Morgenspaziergang kommt uns im Wald eine Meute Hunde entgegen, bestimmt 20 Tiere aller Größen, Farben und Rassen. Einer, der abgemagertste von allen, kommt zu Thomas, der ihn streichelt und mit ihm spricht. Jeder einzelne Knochen seines Körpers ist unter dem Fell zu sehen!

Wir gehen weiter und bemerken nach einer Weile, dass der Kleine uns folgt! Wieder streicheln und er läuft den letzten Kilometer zum LKW auch noch  mit.

Er hat sein Rudel verlassen und hat sich uns angeschlossen!

Wir geben ihm Trockenfutter, auf das er sich gierig stürzt.

Schon oft hatten wir uns darüber unterhalten, ob wir nach Tuna nochmal einen Hund möchten. Bis zu diesem Zeitpunkt war unsere Meinung dazu eher ein "Nein". Aber wir bringen es nicht übers Herz, ihn seinem Schicksal zu überlassen! Deshalb nehmen wir ihn mit rein, lassen die Türe aber noch eine Weile offen, falls er wieder gehen möchte. Er will definitiv nicht!

Abends gehen wir nochmal raus mit ihm. Leine und Halsband sind ihm natürlich völlig fremd, auch irgendwohin laufen, um zu pinkeln musste er wohl noch nie.

Vom LKW weglaufen geht gar nicht, wegtragen funktioniert. Schnurstracks geht er wieder zurück ins Warme, nicht ohne vorher gepinkelt zu haben 😉😉😉.

Tags darauf fahren wir jetzt doch runter zur Küste. Zum Einen ist es dort fast fünf Grad wärmer, zum Anderen brauchen wir "Hundezubehör". Wir werden fündig und kaufen Futter, ein Geschirr zum Anleinen und ein Körbchen. Am Nachmittag finden wir noch einen Tierarzt und lassen ihn checken. Der Arzt schätzt sein Alter auf ungefähr ein Jahr, ist sich wohl aber nicht sicher ob er die lange Unterernährung überlebt. Wir bekommen ein Rezept gegen Flöhe, Zecken und Würmer. Von allem hat er reichlich 😮😮😮!

Einen Namen haben wir für unser neues Familienmitglied auch gefunden: Er heißt DIEGO!

Im Nachhinein hat uns jemand erzählt, dass Diego der selbe Name ist wie Jacob, unser Erstgeborener😁😁😁!

Diego ist ein sehr entspannter Beifahrer und Mitbewohner und sein Gesundheitszustand bessert sich zusehends. Anfangs stürzte er sich wie panisch aufs Fressen, aber auch da wird er gelassener. Er hat vollstes Vertrauen zu uns, auch mit der Leine klappt es jedes Mal besser.

Wir verbringen zwei Nächte auf einem Agriturismo, eine einfache Campingplatzvariante mit Landwirtschaft, dieser sogar mit Biooliven und Orangen.

Ein 5 Liter-Kanister allerfeinstes Olivenöl wechselt den Besitzer 😋😋😋!

Wir nutzen die zwei Tage zum Wäsche waschen, Batterien laden und uns aneinander gewöhnen.

Da unsere Essensvorräte wieder zur Neige gehen, fahren wir weiter Richtung Süden, kaufen ein und tanken Gas . So richtig weit kommen wir auch diesmal nicht, nach ungefähr 20 km parken wir am Punta Alice, einem Kap mit Leuchtturm.

Wir beschließen, hier eine "Kühlschrankfüllung" lang zu bleiben.

Das Trainieren mit Diego zeigt ganz schnell Erfolge, er ist ein schlaues Kerlchen! Er hört auf seinen Namen,  befolgt das Kommando "Sitz!" und läuft schon längere Strecken ohne Leine. Dabei schaut er ständig nach uns, um uns nicht zu verlieren!

Dabei wandern größere Mengen an essbarer Belohnung in den Burschen, es muss sich ja auch für ihn lohnen 😁😁😁!

Unsere alte Hundedame Tuna kommt im Freien sehr gut mit Diego aus. Drinnen legt sie ihn ab und zu mal aufs Kreuz, wenn sie der Meinung ist, dass er ihr zu nahe ist.

Am zweiten Tag in Punta Alice treffen wir Dani und Olaf wieder, die auf der anderen Seiten des Leuchtturms stehen. Die beiden wollten eigentlich auch in die Berge, wurden aber, so wie wir, von den Temperaturen wieder ans Meer getrieben. Klimaflüchtlinge 🤣🤣🤣!