Die Westsahara - der südlichste Zipfel vor Mauretanien - hat uns schon auf unserer Reise 2017 / 2018 interessiert. Damals war uns der "Umweg" zu weit (oder die Zeit zu kurz😅), so dass wir uns diesen Teil für diese Reise fest vorgenommen haben.
Politisch ist dieser Teil Marokkos ganz interessant. Hier der Wikipediaeintrag:
Die Westsahara (arabisch الصحراء الغربية, aṣ-Ṣaḥrāʾ al-Ġarbiyya, ⵜⴰⵏⴻⵥⵕⵓⴼⵜ ⵜⵓⵜⵔⵉⵎⵜ Taneẓṛuft Tutrimt; spanisch: Sahara Occidental) ist ein Territorium an der Atlantikküste Nordwestafrikas, das nach dem Abzug der ehemaligen Kolonialmacht Spanien 1975 von Marokko beansprucht und größtenteils besetzt wurde. Marokko betrachtet das in vorkolonialer Zeit in einem losen Abhängigkeitsverhältnis zu ihm stehende Gebiet als Teil seines Territoriums. Es hat nach einer Schätzung von 2017 etwa 553.000 Einwohner.
Die zu spanischen Kolonialzeit entstandene, linksgerichtete „Befreiungsfront“ der Sahrauis (der Bevölkerung der Westsahara), die Frente Polisario, kämpft für einen unabhängigen Staat, die Demokratische Arabische Republik Sahara, auf dem gesamten Territorium von Westsahara. Seit dem Waffenstillstand von 1991 kontrolliert die Frente Polisario einen Streifen im Osten und Süden der Westsahara von der Grenze zu Algerien bis zur Atlantikküste.
Die Vereinten Nationenverlangen die Durchführung eines Referendums über den endgültigen völkerrechtlichen Status des Gebietes. Über die Modalitäten der Durchführung eines solchen Referendums konnte bisher keine Einigkeit zwischen Marokko und den Vertretern des saharauischen Volkes erzielt werden. Hauptstreitpunkt ist hierbei die Frage, ob bei diesem Referendum neben Integration oder Autonomie auch die Unabhängigkeit der Westsahara von Marokko eine Option sein solle. Letzteres lehnte Marokko 2004 als Option ab.
Die Polizeikontrollen häufen sich und überhaupt die Präsenz der Polizei und des Militärs ist sehr hoch. Sowohl auf den Straßen gibt es viele Patroullien als auch um und in den Städten gibt es viele große Militäreinrichtungen.
Das Gebiet, das von der Frente Polisario kontrolliert wird, wird durch einen verminten Sandwall vom von Marokko bestzten Teil abgegrenzt. Als Tourist gibt es keine Möglichkeit, diesen Wall zu überqueren.
Bei den Kontrollen werden wir immer wieder nach unseren Berufen gefragt. Da wir weder Journalisten noch Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sind, dürfen wir immer problemlos passieren - nachdem unsere Pässe und das Nummernschild mehrfach abfotografiert sind - und werden freundlich mit einem "bonne route" verabschiedet.
Den Morgen starten wir mit einem wunderschönen Spaziergang ins Draatal und machen einen Fund, der eine geologische Frage aufwirft "Warum finden wir in der staubtrockenen Hammada Millionen von leeren Schneckenhäusern?"
Die Grenze zur Westsahara existiert physisch nicht, wir bemerken es an den plötzlich vielen Tankstellen hintereinander. Kraftstoff ist billiger als in Marokko. Um wie viel wissen wir noch nicht.
Außerdem werden wir gleich mal registriert und das erste Mal nach unseren Berufen gefragt. Zum Glück gibt's eine Übersetzer App.
Kurz nach den Tankstellen biegen wir in eine Piste ein, die nach Westen führt. Als wir der Meinung sind, weit genug von der Straße weg zu sein, bleiben wir im topfebenen Nichts der Sahara stehen. Später kommt tatsächlich noch ein Marokkaner im Jeep vorbei und fragt, ob bei uns alles o.k. ist, oder ob wir ein Problem haben - sehr rührend🙏.
Bei unserem Abendspaziergang schmunzeln wir über unsere langen Schatten. Hier geht die Sonne erst gegen 19.30 Uhr unter. Wir genießen die langen, hellen Tage.
Wie fast immer haben wir hervorragendes 4G Netz und wir nutzen dieses um unsere geologische Frage loszuwerden. Zum Glück sind wir Teil eines großen Netzwerkes, in dem sich so viele Kompetenzen bündeln. Einer davon ist Erik, der Geologe. Wir rufen ihn per WhatsApp in Italien an und er staunt nicht schlecht über unsere gute Verbindung.
Wir wiederum staunen nicht schlecht über sein Fachwissen:
Die Schneckenhäuser sind wahrscheinlich bis zu 10000!!! Jahre alt und aus der letzten Kaltzeit. Jetzt werden sie vom seltenen Regen und häufigen Wind freigelegt. Am nächsten Tag sammeln wir ein paar Häuser ein. Beim nächsten Besuch bei Uta und Erik werden wir sie noch einmal genauer untersuchen.
Am nächsten Tag ist Kehrwoche angesagt.....schließlich ist Samstag😂. Schwabe bleibt Schwabe 🙈🤣.
Staubwischen, saugen, wischen und 2 Maschinen Wäsche.... alles in allem 2 Stunden - Großputz erledigt. Der Wind pustet stark, so dass wir die erste Maschine schon nach einer Stunde wieder abhängen können um die zweite Maschine aufzuhängen.
Conny nutzt das gute Internet noch um in ihrer "Mobilen Praxis" zu arbeiten. Sie genießt diese Arbeit und freut sich sehr darüber, dass sie sich mehr und mehr etabliert.
Anschließend machen wir eine Tour mit der Enduro. Zuerst querfeldein - später kommen wir auf eine Piste. Auf 80 km begegnen wir genau 5 Dromedaren.
Unterwegs entdecken wir ein gemauertes Schild mit einer französischen Aufschrift. Auch hier hilft unser Netzwerk weiter. Daniela spricht deutsch und französisch und übersetzt uns, dass hier ein "Programm zur Entwicklung der Wege und Regulierung der Nomadenströme" stattfindet.
Der Weg nach Es Smara am nächsten Tag führt uns weiter durch die Wüste und an Polizeiposten vorbei. Die Stadt hat über 50000 Einwohner und liegt sehr nahe an dem Grenzwall. Sie hat dementsprechend viele militärische Einrichtungen. Wir parken direkt vor einer und wissen unser Fahrzeug in guten Händen.
Der Gang in die Stadt führt uns über einen Zebrastreifen, bei dem wir uns fragen, ob wir hüpfen müssen??? 🤭
Wir schlendern durch die Stadt, und ihre, teilweise ziemlich heruntergekommen Gassen, in denen es aber hervorragendes Obst, Gemüse, Datteln und Mandeln gibt - wir decken uns kräftig ein und kreieren uns später damit ein leckeres Mahl.
Wir trinken gemütlich einen super Espresso und entdecken eine Koranschule.
Beim Herausfahren schmunzeln wir über die hiesige Art der Verkehrsabsicherung.
Wir verlassen die Stadt in Richtung Westen ca. 20 km außerhalb halten wir auf einer Piste. Abends, während wir eine Videokonferenz haben (4G Netz!), bekommen wir noch Besuch. Ein Mann im Geländewagen beginnt eine Konversation - auf arabisch. Wir können nur mit den Schultern zucken. Er ruft jemanden an, der englisch spricht - dieser übersetzt nun. Unser Besucher ist besorgt und möchte wissen, ob wir etwas brauchen...... ❣️
Schon die ganze Zeit bewundern wir abends und nachts den wundervollen Sternenhimmel, den wir ohne den Lichtsmog aus Deutschland genießen. Heute Nacht wollen wir ihn fotografieren. Aber wie??? Auch hier finden wir einen Experten in unserem Netzwerk....Yannick schickt uns eine genaue Erklärung, wie wir nachts fotografieren können.....
Und jetzt kommts.....das erste Mal seit 4 Wochen ziehen Wolken auf und ein Sturm rüttelt am Stativ - o.k. diese Nacht wird das nichts.
Auch am nächsten Tag wird das Wetter zusehends schlechter. Die Luftfeuchtigkeit steigt auf 65% (unser Schleimhäute freuen sich), der Wind wird stärker und es fallen auch ein paar Tropfen Regen.
Conny plant ihren nächsten veganen Kochabend und diese Planung beschert uns sehr leckere Sauerkirschmuffins - zum Glück muss jedes Rezept ausprobiert werden.
Wir fahren ca 100 km Richtung Westen, stehen wieder in der Wüste zum Übernachten.
Nach Yoga und Spaziergang fahren wir Richtung Laayoune. Die Straße wird gerade erneuert. Neu asphaltiert wechselt sich mit Schlaglochpiste ab. Wir kommen am längsten Förderband der Welt vorbei. Es ist über 100 km lang und befördert Phosphat aus Boukraa zur Atlantikküste südlich von Laayoune. Marokko ist der weltgrößte Lieferant für Phosphat (Düngemittel). Es wird abgebaut ohne schützende Ausrüstung. Wir lesen im Internet, dass viele Menschen in den Abbaugebieten schwer krank sind und werden😞.
Laayoune begrüßt uns mit einer Polizeikontrolle. Wieder werden wir nach unseren Berufen gefragt. Hier ist die Hochburg der Frente Polisario und hier sitzen immer noch Freiheitskämpfer im Gefängnis - wie man liest, nicht gerade unter guten Bedingungen. Obwohl Marokko ein demokratisch gewähltes Parlament hat, spüren wir immer wieder die Macht des Staatsapparats.
Wir halten kurz zum Einkaufen und Tanken. Unsere Einkäufe teilen wir mit einem hungrigen Mann, der uns um etwas zu Essen bittet. Jetzt wissen wir auch, was Diesel kostet und freuen uns über die 80ct. pro Liter. Die Unterhaltung mit dem Tankwart funktioniert gut auf spanisch - Überreste der spanischen Kolonialzeit.
Wir benötigen dringend Trinkwasser für unseren Wassertank. In unserer App haben wir einen Stellplatz mit Wasserversorgung am Strand von Laayoune gefunden - also fahren wir dorthin.
Google Maps führt uns genau zu den Koordinaten und wir finden......eine Baustelle.
Was nun?
Wir erkennen, dass hier wohl vorher der Stellplatz mit Sanitäreinrichtung gewesen sein muss. Nun sind hier ein paar Arbeiter am Gange - einer davon strümpfig.
Er beobachtet, wie wir ratlos umherlaufen und schlussfolgert wohl, dass wir hier etwas anderes vermutet haben.
Er sucht den Chef und dieser kommt und begrüßt uns - er spricht spanisch. Sehr gut, wir machen ihm verständlich, dass wir gerne Trinkwasser hätten. Er erklärt uns, dass der Platz renoviert wird und nächstes Jahr wieder eröffnet. Wir können aber gerne Wasser bekommen. Ob wir wohl dafür bezahlen?, will er noch wissen. Wir bejahen und er legt uns einen Schlauch bis zu unserem Wassertank. Über das Fassungsvermögen von 400 Liter ist er sehr erstaunt. Conny macht den Geschmackstest - Wasser ist o.k. - und Marsch. Nach 20 Minuten ist der Tank voll, wir glücklich und der Chef steckt sich 30 DH ein - ob die wohl bei der nächsten Steuererklärung auftauchen?? 🤔😜
Wir finden einen Platz gegenüber eines Schiffwracks. Wir laufen ein paar Meter am Strand spazieren, kochen, essen. Wir stellen fest, dass wir uns nicht richtig wohl fühlen und entschließen, noch ein bisschen weiter zu fahren. Wir haben die Absprache, dass wir nicht an einem Ort stehen bleiben, wenn sich einer von uns nicht wohl fühlt.
Auf dem Weg weiter Richtung Süden kommen wir am Hafen vorbei, von dem aus das Phosphat verladen wird.
Am nächsten schönen Strandplatz spricht uns ein Soldat an. Er rät uns, bei der Moschee zu parken, das sei sicherer. Worin die Gefahr besteht ist uns nicht ganz klar, aber wir parken um. An der Moschee melden wir uns beim Polizeiposten, der praktischerweise genau gegenüber ist. Sie checken Reisepässe und Kennzeichen und heißen uns willkommen.
Der Muezzin singt zum Tagesausklang.
Zurück auf der Nationalstraße dauert es nicht lange bis zur ersten Kontrolle. Um die Mittagszeit biegen wir auf eine Piste ab, um ans Meer zu gelangen. Und tatsächlich, wir finden einen wundervollen Platz an der Steilküste. Leider kommt sofort ein Soldat und macht uns klar, dass wir hier nicht übernachten können, Pause machen ist o.k. Sein Kommandant kommt im Jeep angefahren, Pässe fotografieren, telefonieren, das ganze Programm eben. Der Kommandant meint, es ist nicht sicher hier, aber auch er gibt keine Auskunft weshalb. Unser nächstes Ziel ist ein kleines Fischerdorf, wo wir hoffen, bleiben zu können. Fehlanzeige, wir werden bereits an der Nationalstraße weitergeschickt.
Während der Fahrt durch endlose Weiten recherchiert Conny, was denn hier eigentlich die Gefahr ist. Letztendlich kommen wir zu dem Schluss, dass es sicher mit der ungeklärten Frage des Besitzes der Westsahara zu tun haben muss. Die "Ureinwohner", die Sahauris, leben heute größtenteils in Zelten und Lagern. Mit Sicherheit gibt es darunter Menschen, die mit dieser Situation nicht zufrieden sind. Und darunter gibt es bestimmt einen kleinen Anteil an Menschen, die vielleicht auch vor Gewalttaten nicht zurückschrecken würden. Davor sollen wir ganz offensichtlich geschützt werden. Der Tourismus in der Westsahara soll weiter ausgebaut werden und da wäre ein Übergriff mit Sicherheit keine gute Werbung.
Also fahren wir weiter bis Boujdour. Dort stellen wir uns an die Strandpromenade, ca. 1 km außerhalb der Stadt. Viele marokkanische Familien verbringen hier den Nachmittag und Abend. Es herrscht ein buntes Durcheinander mit spielenden Kindern, Jugendlichen und Familien, die grillen. Es rumpelt noch eine "Sandkehrmaschine" vorbei - sehr fortschrittlich.
Abends beschließen wir, am nächsten Morgen früh aufzustehen, um die 360 km nach Ad Dakhla auf einmal zu bewerkstelligen. Da wissen wir noch nicht, dass der Straßenbelag bis Ad Dakhla ganz neu ist und wir mit gemütlichen 65 kmh ganz entspannt fahren können.
In der Nacht patroulliert die Polizei regelmäßig über den Parkplatz und gewährt uns Sicherheit......ehrlich gesagt, wir hätten uns auch ohne sie sicher gefühlt.….
Um 7 Uhr klingelt der Wecker, wie außergewöhnlich. Beim Hundespaziergang im Dunkeln, fragt uns die patroullierende Polizei, ob alles in Ordnung war, in der vergangenen Nacht - sehr fürsorglich.
Wir gleiten über die nagelneue Straße und kommen an einem Flüchtlingslager der Sahauris vorbei. Viel Müll und Elend. Sogar in den Klippen der Steilküste stehen Zelte.
Kurz vor Ad Dakhla wird die Landschaft sehenswert. Viel Sand, weite Buchten, knallblauer Himmel, wie auf einer Postkarte. Am ersten, im Internet stehenden, Freistehplatz, fahren wir kopfschüttelnd vorbei......Wohnmobile, dicht an dicht.
Am zweiten, stehen wir ganz alleine an den Klippen. Hier will wohl keiner stehen, weil es keinen Strand gibt.
Uns stört das nicht. Wir beobachten die Fischer, die auf LKW Schläuchen sitzend, ihre Angelschnur auswerfen und wieder einholen. Mit Schwimmflossen steuern sie ihre Reifen ans andere Ende der Bucht. Was für ein Knochenjob. Der Wind bläst eiskalt und wir sehen die Fischer auch in der Nacht noch draußen.
Am nächsten Morgen fahren wir die Küstenstraße der Halbinsel ab, auf der Ad Dakhla liegt. Wir fahren hinter einem Pick up her, der die "Reifenfischer" einsammelt. Da sitzen sie klatschnass im eisigen Wind. Auf der Südspitze der Halbinsel ist ein großes Camp aus Zelten und Hütten, sehr ärmlich. Wir glauben, dass es Fischer sind, die hier wohnen.
Ad Dakhla verfügt über eine große Markthalle. In ihr und um sie herum tummeln sich die Händler.
Nach der Halbinselrundfahrt und dem Einkauf parken wir unseren LKW am Strand zum offenen Meer hin.
Nach Müllsammeln ein ganz netter Platz.🙈
Wir sammeln zwei große Kisten Müll, die wir morgen im Container entsorgen. Hier müsste niemand seinen Müll wegschmeißen. Es stehen genug Container bereit. Es fehlt offensichtlich noch an der Sensibilität. Uns bereitet der weggeworfenen Müll oft fast schon Übelkeit.🤮
Beim Spazierengehen sehen wir, dass die Klippen, südlich von uns als Müllhalde missbraucht werden. Manchmal stinkt es bestialisch und alles liegt voll mit Bier- und Weinflaschen und Scherben.
Der Alkoholkonsum in Marokko wird nicht gerne gesehen. Damit Allah das Fehlverhalten nicht sieht, werden die Flaschen oft zerschlagen oder einfach nur weggeworfen oder liegen gelassen. Na ja, ob Allah wirklich so kurzsichtig ist.....
Das erinnert uns ein bisschen an die "Maultaschengeschichte" freitags, bei schwäbischen Christen.😜
Unser Abendessen genießen wir bei grandioser Aussicht.
Nach einem kalten, windigen aber sonnigen Strandspaziergang bereiten wir uns am nächsten Tag auf eine Videokonferenz mit sehr vielen Teilnehmern vor. Die Routine der Arbeit tut uns gut und wir freuen uns über den regelmäßigen Kontakt und Austausch.
Nach der Konferenz fahren wir in die Stadt, entsorgen den gesammelten Müll und parken neben der katholischen Kirche. Diese ist ein Überbleibsel der spanischen Kolonialmacht.
Wir schlendern gemütlich und ohne Ziel durch Ad Dakhla. Wir trinken Espresso, kaufen an einem Straßenstand Tee und Gebäck und später Salat und Suppe. Zum Mitnehmen kaufen wir noch weiteres süßes Gebäck. Wir kommen an einer überdimensionalen Teekanne und einem Gummibaum vorbei, finden eine Montessorischule und ein handbetriebendes Karussell. Außerdem passieren wir die erste Ampel seit Marrakesch.
Bei unserer Reiseplanung, abends im Wohnmobil, für den nächsten Winter schweifen wir etwas vom Thema ab😂. Am Ende kommt als Beschluss heraus, dass wir morgen noch weiter nach Süden fahren, bis zum Wendekreis des Krebses.
Immer weiter nach Süden ….. dem 23. Breitengrad entgegen. Unterwegs überholt uns das erste Auto mit mauretanischem Kennzeichen. Ein Straßenschild, das wir beinahe übersehen hätten, weist uns auf den "Wendekreis des Krebses" hin, den nördlichen Wendekreis, der die Subtropen von den Tropen trennt. Es ist schon aufregend hier zu sein. Insgesamt liegen nun 7409 gefahrene Kilometer hinter uns. Der Äquator ist jetzt nur noch 2609 km Luftlinie entfernt - und es juckt ganz gewaltig, einfach weiter zu fahren. Dieses Mal gewinnt die Vernunft. Wir nehmen den Wendekreis wörtlich, wenden und beginnen die Rückfahrt.
Wir nehmen die 1000 km Richtung Antiatlas in Angriff. Einen Großteil der Straße sind wir schon auf unserem Weg in den Süden gefahren.....es gibt eben nur diese eine.
Um 14 Uhr finden wir einen grandiosen Platz auf den Klippen der Steilküste. Zwei Soldaten kommen vorbei um unsere Pässe und das Nummernschild zu fotografieren. Wir checken sozusagen für 2 Tage ein. Wir werden bei den Kontrollen immer nach einem bereits ausgefüllten Formular, dem sogenannten "Fiche" gefragt. Vor zwei Jahren haben wir das bereits auf der Fähre ausgefüllt. Dieses Mal wollte es dort niemand. Jetzt wäre es ratsam, immer ein ausgedrucktes, ausgefülltes Formular zur Hand zu haben, was man mitgeben kann. Da wir das nicht haben, wird immer alles fotografiert. Thomas recherchiert abends, warum wir es auf der Fähre nicht mehr ausfüllen mussten....
Hier das Ergebnis seiner Recherchen: Marokko gibt zu, wir haben die Formulare nie ausgewertet😂.
Aha.....und bis in den Süden hat sich das wohl noch nicht rumgesprochen🙈.
Wir sind jetzt auf jeden Fall mindestens 30 mal fotografiert - was wohl damit passiert?
Der Platz lädt ein zum Faulenzen, spazieren gehen, arbeiten - 4G Netz.
Wir entdecken etliche Versteinerungen und ein einsames Zelt, wie es die ganze Küste entlang zu finden ist, in dem jemand wohnt.
Wir machen Yoga mit phänomenaler Aussicht und beim Essen sitzen wir quasi fast am Strand.
Alles ist so perfekt, dass wir sogar baden, was sonst nicht unbedingt auf unserer Todo Liste steht.
Die Geschichte mit den Kleidern…..
Beim Ausräumen unseres Hauses ist uns schon aufgefallen, dass wir Unmengen an Kleidung besitzen, und das, obwohl wir gar nicht gerne shoppen gehen. Wir haben gelesen, dass in Deutschland 64% der gekauften Kleidung nie getragen werden und darum 230 000 000 ungetragene Stücke in Kleiderschränken liegen. Wir haben es uns zum Ziel, nichts mehr zu kaufen, bis es wirklich notwendig ist (wahrscheinlich nie mehr). Und kaputte Kleidung als Lappen zurecht zu schneiden.....so wie es unsere Großeltern gemacht haben. Heute hat Conny ein wirklich altes Longshirt (mit Löchern) zurechtgeschnitten.
Am Nachmittag des dritten Tages fahren wir noch bis Boujdour. Dort checken wir für eine Nacht auf dem Campingplatz ein um unseren Wassertank zu füllen.
Unterwegs tanken wir noch einmal günstigen Westsahara Diesel. Wir finden eine Botschaft eines Deutschen Fußballfans und übernachten in Nähe von Tarfaya am Strand, mit einem Schiffswrack vor der Haustüre. Heute sind wir ungefähr 300 km gefahren..... wir wollen die Strecke hinter uns bringen und fahren, ganz gegen unsere Gewohnheit, lange Etappen.
Beim Abendspaziergang kommen wir an einer Behausung vorbei. Diese ärmlichen Hütten säumen den gesamten Küstenstreifen.
Als es dunkel wird kommt noch ein Soldat vorbei - fotografieren - klar, was sonst🤭.
Nachts liegen ein paar Hunde vor unserer Türe, die uns morgens schon freudig begrüßen und unseren Versuch, Yoga zu machen vereiteln. Thomas Yogamatte büßt ein Stückchen ein.
Es liegen noch 400 km vor uns ….. die müssen bewältigt werden. In Tarfaya machen wir noch einen Strandspaziergang am Denkmal für Antoine de Saint Exupery und am Casa del mar vorbei.
Zuerst geht es noch durch Sandverwehungen und Wüstenlandschaft an der Küste entlang.
An der Draamündung machen wir Mittagspause, wo wir fast noch einen Hund adoptieren.
Am Nachmittag folgt ein 100 km langes Baustellenstück zwischen Tantan und Guelmin.
Wir wollen nur noch einen schönen Platz finden - wir biegen auf eine Piste ab und stellen den Motor ab.
Zwei Geschwister kommen vorbei und sie freuen sich über ein paar Kleidungsstücke und eine Tasche voll Obst und Gemüse.
Als es dunkel wird, klopft es an der Tür.....Gendamerie!
Wir dürfen hier nicht bleiben - es ist zu unsicher. Sie eskortieren uns mit Blaulicht in die nächste Stadt. Dort stehen wir an der Hauptstraße, aber auch das muss noch abgeklärt werden. Nach dem irgendwann alles o.k. ist verbringen wir die Nacht unter hellen Laternen und mit Hundegebell.
Die 1000 km sind gefahren. Ab jetzt geht's wieder langsamer voran. in drei Wochen startet unsere Fähre in Ceuta - wir haben uns eine Route mit ca. 1800 km zurecht gelegt.
Wir sind früh wach und fahren in den Sonnenaufgang.
Es wird immer bergiger und die Straßen kleiner. Der südliche Antiatlas überrascht uns schon hier mit seiner abwechslungsreichen Schönheit.
Das Leitplankensystem allerdings, ist noch nicht ganz ausgereift😂
In einem Dorf finden wir einen Wasserhahn und entschließen uns, das schlechtschmeckende Wasser vom Atlantikcampingplatz zu verdünnen.
Auf unser Weiterfahrt stellen wir fest, dass der Frühling Einzug gehalten hat. Die Mandelbäume blühen und duften, überall sehen wir zartes Grün.
Bereits zum Mittagessen finden wir einen schönen Platz und beschließen zu bleiben. Aus einem Schulbus steigen zwei Jungs aus. Der Jüngere kommt zu uns gelaufen und küsst uns zur Begrüßung die Hand. Die beiden drücken sich noch ein bisschen herum, bis Conny jedem einen Apfel gibt. Daraufhin laden sie uns ein, sie in ihr Dorf zu begleiten. Wir lehnen dankend ab. Wir wollen gleich los und zu Fuß die Gegend erkunden.
Bei unserem Spaziergang findet Tuna unerwartet einen Platz zum Baden. Wir erfreuen uns am Anblick des nächsten Tales. Auf dem Rückweg kommen wir durch das Dorf der beiden Kinder, über dem noch die Speicherburg thront. Unser Weg zum Wohnmobil ist der tägliche Schulweg und wir stellen fest, dass er lang und beschwerlich ist.
Nach einer Videokonferenz am nächsten Tag fahren wir nach Tafraoute, kaufen ein und parken bei den bunten Felsen.
Es war 1984, da kam einer her, ein Künstler aus Belgien, der nahm 18 Tonnen Farbe, 30 marokkanische Feuerwehrmänner, ein paar Löschfahrzeuge und Schläuche und zog hinaus in die großartige Granitwüste, einige Kilometer außerhalb der Stadt, um Felsen mit Farbe einzusprühen. Hier einen kleinen, unscheinbaren. Da einen seltsam pilzartigen Brocken. Dort eine meterhohe glattgewaschene Wand. Überwiegenden in weitleuchtendem UN Helm blau. Mit ein bisschen rosa dazwischen. Auch mal einer schwarz, mal einer grün. Über eine Fläche von 2 Quadratkilometern verteilt liegen sie jetzt da in der meistens sengenden Sonne, und werden blass. Alle paar Jahre erbarmen sich die Feuerwehrmänner und bemalen sie erneut, ganz allein. Den Künstler, Jean Verame, hat seit dem nie wieder jemand hier gesehen. Die Felsen sehen auf den ersten Blick etwas bizarr aus, sind jedoch wirklich eine sehenswerte bunte Abwechslung. Tafraoute hat dadurch einen regelrechten Touristikboom erfahren.
Unser Platz lädt ein zum Verweilen, träumen, arbeiten. Wir probieren das erste Mal unsere Markise aus und bekommen Besuch von zwei jungen Männern, die wir beim Spaziergang kennen lernen.
Schön ist es, seine Erlebnisse mit Gleichgesinnten zu teilen.
Tafraoute ist nicht nur für seine bunten Felsen bekannt. Das Örtchen ist auch die Schuhmacherhochburg der Berber und bietet allerlei regionale Produkte an. Wir bestellen uns handgemachte Lederschuhe in unseren Größen, da diese in Marokko nicht üblich sind. Am nächsten Tag um 11 sollen sie fertig sein...…..🤔
Wir schauen in einer Mandelrösterei vorbei und kaufen Mandelmus.
Der Inhaber stellt auch Arganöl her, sodass wir uns auch davon ein Fläschchen gönnen. Überall duftet es nach den leckeren Mandeln und dem Öl. Beim Espresso lauschen wir einem einsamen Straßenmusikant mit seinem traditionellen Instrument.
Beim Abholen um 11 sind die Schuhe noch nicht fertig - ein Espresso später ist es dann soweit.
Unsere Weiterfahrt führt uns ins "Tal der Ammeln". Das Tal ist 15 km lang mit ehemals 26 Dörfern im westlichen Antiatlas. Das Tal hat seinen Namen von den Ammeln, einem Berberstamm.
Uns fallen die sehr gepflegten Häuser und die die vielen kleinen Terrassen an den Berghängen auf. Conny liest im Internet nach und findet eine Erklärung dazu. Früher wurden die ganzen Steilhänge durch Terrassierung urbar gemacht. Hier wurde Getreide, Gemüse, Kräuter.... angebaut. Als dann in den 1970ern und 1980ern der Regen immer weniger wurde, zogen viele (junge) Männer in den Norden oder nach Europa um dort Geld zu verdienen. Das ist bis heute so. Mit dem Geld werden die Familien im Tal unterstützt und große Häuser gebaut.
Wieder bieten sich uns nach jeder Kurve neue, atemberaubende Ansichten auf die Bergwelt. Am Nachmittag biegen wir auf eine Straße ab, die es im Navi gar nicht gibt und finden einen schönen ruhigen Platz mit Aussicht.
Wir kommen auf unserer Fahrt noch an einer wunderschön erhaltenen Ksar, einer Altstadt vorbei. Heute dient sie als Gästeherberge.
Der nächste Tag beginnt mit unserer Routine.....duschen, spazierengehen, Yoga und Whatsapptelefonate.
Wir fahren auf winzigen Straßen, die in den Tälern oft unterspült oder ganz weggespült sind. Verkehr und Dörfer gibt es kaum. Die Reisegeschwindigkeit ist sehr niedrig. In 5 Stunden legen wir 120 km zurück.
Der 6. Februar führt uns morgens noch mals nach Taliouine. Dieses Mal kaufen wir auch Safran dort.
Am Ortsende biegen wir links ab, um einen Bogen durch die Berge zu machen. Zuerst beginnt die Strecke mit schlechtem Asphalt, gefolgt von gutem Straßenbelag um irgendwann in Piste überzugehen. Im letzten "asphaltierten" Dorf fragen wir, ob die Strecke für uns machbar ist. So ganz sind sich die Gefragten nicht einig, die Meinungen gehen von einem klaren NEIN über ein EVENTUELL zu einem JA. Wir probieren es einfach und werden mit einer wunderbaren Hochgebirgslandschaft belohnt.
Die Piste wird ab dem höchsten Punkt immer schmaler und holpriger, am Nachmittag haben wir wieder Straße unter den Rädern. Wir finden schnell ein ruhiges Plätzchen auf 2000m. Nach der staubigen Pisten schwingen wir den Staubsauger und Wischmopp. Insgesamt sind wir nun 9143 km unterwegs, davon 6454 km in Marokko.
Nach Ouarzazate sind es am nächsten Morgen nur ein paar Kilometer. Dort checken wir auf dem Campingplatz ein, weil wir in die Stadt und unsere Wäsche zum Trocknen aufhängen wollen.
Wir laufen in die Stadt, besichtigen die Kasbah, gehen Essen und Espresso trinken. Außerdem noch eine Premiere.....Videokonferenz am Handy im Café - auch das funktioniert. Für den Rückweg zum Campingplatz nehmen wir ein Taxi für den Preis von 1€. Besonders freuen wir uns über den persönlichen Gruß auf der Rechnung des Mittagessens.🥰
In drei Tagen haben wir einen ganz besonderen Termin im "Tal der Glücklichen", sodass wir uns morgens auf machen, den Hohen Atlas zu überqueren.
Wir biegen also Richtung Norden ab und kommen am weltgrößten Solarpark vorbei. Dazu gehört auch das höchste Gebäude Afrikas, ein 293m hoher Turm, der die gebündelten Lichtstrahlen der Reflektoren aufnimmt. Eine Salzlösung wird dadurch auf über 500 Grad erhitzt. Diese wiederum erhitzt Wasser und damit werden Turbinen betrieben, die Strom erzeugen, sogar noch 7 Stunden nach Sonnenuntergang. Durch die gebündelten Lichtstrahlen entsteht vor dem Turm in der Luft eine Spiegelung, die den Namen "Diadem in der Wüste" trägt.
Als wir den Turm von weitem sehen, wissen wir das (noch) nicht. Wir wundern uns sehr, dass alle so entspannt sind, wo doch gerade eine Ufo landet.😂
Beim Weiterfahren kommen wir noch einmal auf 2300m hoch. Es weht ein eisiger Wind und die Pfützen im Schatten sind gefroren. Die Straße wird immer enger und ist manchmal auch nur eine schlechte Piste. Neben der Straße geht es oft viele Meter senkrecht nach unten.....alles ohne Leitplanke.
Nach einem Dorf halten wir an, um drei Schulmädchen, die uns durch Winken angehalten haben, mitzunehmen. Sie wollen ins nächste Dorf. Wir fahren, fahren, fahren und fahren steil eine Passstraße hoch. Nach ca. 10 km kommt ein Abzweig zu einem Dorf, hier wollen sie aussteigen. Auf unser Nachfragen bestätigen sie, dass das der tägliche Schulweg ist.😅🙈
Unser Weg führt uns über Azilal in den Atlas. Schon von Weitem haben wir einen wunderbaren Blick auf die schneebedeckten Gipfel.
-4 Grad zeigt das Thermometer am nächsten Tag. Wir verlassen unseren Platz und fahren eine Piste hoch, um die ersten Sonnenstrahlen einzufangen. Ein "Schulbus" kreuzt unseren Weg.
Das heutige Ziel ist eine Schule, die von einer Deutschen gegründet wurde. Ihre Mutter ist im selben Netzwerk wie wir und hat den Kontakt hergestellt.
https://www.campusvivante.com/de/
Dazu überqueren wieder einen Pass mit 2600 m Höhe, der uns phänomenale Weitblicke ermöglicht. Hier liegt noch genug Schnee, dass sich Tuna darüber freuen kann.
Unten im Tal fahren wir durch kleine staubige Dörfer, bis wir am Abend an der Schule ankommen. Nicht nur einmal haben wir Sorge, zwischen zwei Häusern oder in einer Kurve stecken zu bleiben. Unterwegs machen wir noch einmal Halt um frisches Gemüse zu kaufen und entdecken ein Schild mit deutscher Aufschrift.
GIZ - Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Google verrät uns, dass es hierbei um eine länderübergreifende Zusammenarbeit geht. Im Mittelpunkt steht die ökologische und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung.
Über der Schule thront der Agadir "Sidi Moussa", die einzig runde Speicherburg Marokkos und Weltkulturerbe. Unser Morgenspaziergang führt uns zu ihr hinauf. Von dort haben wir einen schönen Blick auf das Schulgelände.
Die Schule ist für die Klassen 1 bis 9. Außerdem beherbergt der Campus auch einen Kindergarten. Die Kinder kennen von zu Hause meist nur Berbersprache und lernen in der Schulr vom ersten Tag an Französisch und Arabisch. Die Schüler lernen darüber hinaus auch die Gebärdensprache, da ein Anteil der Schüler gehörlos ist und inclusiv unterrichtet wird. Es gibt einen Schulgarten, Baumpaten, ein Gewächshaus und Hühner. Es wird Wert auf Permakultur und Nachhaltigkeit gelegt. Das ganze ist mit so viel Enthusiasmus und Liebe gewachsen, dass uns das Herz übergeht! Die Schule finanziert sich zu 85% aus Spendengelder und wir beschließen, uns hier zu engagieren.
Abends versuchen wir unsere Eindrücke in einem Film festzuhalten.
Stefanie und ihre Familie laden uns noch zu einem leckeren Mittagessen ein und mit vielen wunderbaren Eindrücken und einem Bild für unser Wohnmobil verlassen wir am Nachmittag zufrieden und erfüllt das schöne "Tal der Glücklichen".♥️♥️Wir kommen wieder, das steht fest 🥰🙏
Es geht weiter Richtung Fes, allerdings über kleine Straßen. Sie sind oft sehr schlecht und wir kommen nur sehr langsam voran. Am Nachmittag stehen wir wieder abseits der Straße mit Blick auf den Hohen Atlas. Und abends passiert es wieder: Scheinwerfer leuchten ins Wohnmobil, wir können hier nicht bleiben, zu gefährlich! Wir werden zurück eskortiert, in den letzten Ort, den wir passiert haben und bekommen einen Parkplatz vor der Polizeiwache zugewiesen. Alles sind froh, uns jetzt in Sicherheit zu wissen. Wir können ihnen nicht böse sein.....auch wenns nervt. Alle sind immer sehr freundliche und hilfsbereit.
Eine Autowäsche ist fällig, beschließen wir. Und so geben wir unseren purprnen Flitzer in gute Hände.
Wo der wohl herkommt???
Es wird Zeit, Exportware für Deutschland einzukaufen. Das machen wir bei einem gemütlichen Bummel durch Boulimane…..Olivenöl, Datteln, Feigen, Gewürze.....
Wir freuen uns schon, einen schönen Schlafplatz gefunden zu haben, aber auch heute dürfen wir noch einmal umparken.....150m weiter an einen Bauernhof.
Früh verlassen wir den Bauernhof um nach Sefrou zu fahren. Dort schauen wir uns den Wasserfall an und bummeln durch die Medina. Der Fluss des Wasserfalls fließt durch die Medina und wir sind entsetzt, wie dieser zur "Müllentsorgung" missbraucht wird😩. Immer wieder können wir nur den Kopf schütteln über den Umgang mit Müll und wünschen uns, dass das Bewusstsein hier noch weiter wächst.
Anschließend sitzen wir noch lange im Café und schauen dem Treiben einfach nur zu.
In Fes suchen wir zuerst einmal den Carrefour auf. Wir wollen marokkanischen Wein kaufen, was paradoxerweise nur in der französischen Supermarktkette geht.
Und da steht der Wein auch nicht einfach im Regal.....
Wir fragen an der Information. Die Dame weist uns den Weg, die Treppe runter, Richtung WC. Wir kommen uns vor wie Kriminelle - aber den Wein lassen wir uns schmecken.
Großstadt=Campingplatz. Wir nutzen den Nachmittag für Wäsche und Großputz. Auch die Solarpaneele müssen dringend vom Staub befreit werden.
Abends besuchen wir unseren Nachbar, Jürgen, in seinem Premium LKW.
Unser Streifzug durch Marokkos älteste Königsstadt, die Medina von Fes, beginnt mit einer Taxifahrt dorthin.
Im Internet finden wir Einträge, dass es sich bei der Medina um die größte der Welt handelt. Woanders lesen wir, es ist die größte Nordafrikas. Egal wie, sie ist riesig und wir leisten uns einen Guide, der uns durch das Labyrinth führt. Abdul ist ein Berber aus dem Rifgebirge und spricht sehr gut englisch.
Wir treten ein durch das Blaue Tor, das von innen grün ist. Abdul erklärt uns, dass grün die Farbe des Islam ist. Danach tauchen wir ein in das Gewirr der Gassen. Abdul kennt den Weg und schon bald sind wir weg von "Made in China" und sehen die traditionelle Handwerkskunst Marokkos.
Wer es sich leisten kann, lässt einen Grabstein anfertigen, wenn ein Angehöriger stirbt. Die Daten sind jeweils aus dem islamischen und christlichen Kalender.
Prachtvolle Mosaike zieren Innenhöfe und Moscheen und wir dürfen ein Hamam besuchen.
Durch das Labyrinth hindurch führt uns Abdul zu den Teppichhändlern und der Weberei. Im Tischlerviertel und in den Bronzeläden sehen wir filigrane Handwerkskunst. Manchmal ist es sehr schwer, den wunderschönen Angeboten zu widerstehen.
Die große Gerberei in der Medina besteht seit dem 11. Jh. Traditionell wird das Leder ausschließlich mit Naturmaterialien gegerbt und gefärbt. Dazu gehört auch der Dung von Tauben. Beim Eintritt in die Gerberei bekommt jeder Besucher einen Minzzweig. Dieser eignet sich sehr gut, um ihn sich hin und wieder unter die Nase zu halten, wenn der Wind die Gerüche herüberträgt🤭
Abdul führt uns in ein Restaurant, auf dessen Terrasse wir ein köstliches Mittagessen serviert bekommen. Unser Rückweg führt uns noch durch zahlreiche Gassen und zur Belohnung genießen wir noch einen Espresso und schauen dem Treiben zu.
Die nächsten drei Tage fahren wir über das Rifgebirge und am Mittelmeer entlang. Auffallend ist der enorm viele Müll, der wirklich überall liegt und die unzähligen Menschen, die versuchen uns zum Anhalten zu bewegen, um uns Haschisch zu verkaufen. Marokko ist der weltgrößte Produzent der Cannabisdroge. Die komplette Produktion findet im Rifgebirge statt und ist illegal aber geduldet. Die Dealer bleiben aber zum Glück freundlich, wenn wir ablehnen und lassen uns immer unbehelligt weiterziehen.
Der spanische Einfluss ist hier besonders an den weißblauen Fassaden der Häuser zu sehen.
Der 62. Tag in Marokko führt uns nach Tetouan, der "Weißen Stadt". In der Medina versuchen wir die echten und selbsternannten Stadtführer loszuwerden, die sich uns aufdrängen. Das klappt ganz gut und wir bummeln durch die engen Gassen. Noch einmal kaufen wir Datteln und Feigen und genießen das geschäftige Gewusel. Heute pfeift ein kühler Wind durch die Gassen, so dass wir uns nicht zu einem Espresso niederlassen.
Wir tanken noch einmal den günstigen marokkanischen Diesel und stellen den LKW am Strandparkplatz, ca. 8 km vor Ceuta ab. Es folgt ein fauler Nachmittag mit Strandspaziergang und lesen. Der Wind ist mittlerweile ein Sturm. Wir lassen uns überraschen, ob morgen unsere Fähre fährt.
Conny probiert noch einen selbstgemachten Apfelaufstrich aus Äpfeln, Argenöl, Datteln, Zimt, Vanille und Mandelmus......so lecker.
Der letzte Morgen in Marokko ist windig. Nachts hat sich ein deutsches Expeditionsmobil neben uns gestellt und wir unterhalten uns über das Reisen, Visa und Grenzen. Gesprächsstoff würde es noch vielen geben, aber wir müssen die letzten paar Kilometer bis Ceuta an den Hafen fahren. Also tauschen wir unsere Nummern aus und verabschieden uns.
Unterwegs tauschen wir unser letztes Geld gegen frisches Gemüse und Obst und stehen um 11 Uhr an der Marokkanisch - Spanischen Grenze. Sehr viele Marokkaner stehen hier und möchten in die EU einreisen. Wir denken, vergebens. An der Grenze wird unser Fahrzeug sehr genau auf Drogen, illegale Einwanderer durchsucht. Der Spürhund hinterlässt schwarze Spuren auf unserem Sofa.
2 Stunden später ist die Prozdur beendet und wir schlängeln uns durch die engen Straßen von Ceuta in den Fährhafen. Hier essen wir zu Mittag und einige junge Männer versuchen unter unserem Fahrzeug einen Platz zu finden, um illegal nach Europa zu kommen.....wie groß muss die Verzweiflung sein?
7293 km sind wir in 63 Tagen durch Marokko getourt. Wir sind wieder beeindruckt von diesem großen Land, seinen Leuten und seiner Kultur. Die vielseitige Landschaft hat uns in ihren Bann gezogen. Es ist ein herrliches Land um es auf eigene Faust zu erkunden. Farben, Gerüche, Klänge wie bei 1001 Nacht. Ich bin mir sicher, wir kommen wieder.
Nun liegen 2500 km vor uns, bis wir in Herbolzheim sind. Dort wartet die nächste spannende Aufgabe auf uns.