Georgien im Oktober 2022


Der Grenzübertritt gestaltet sich auch mit unserer neuen Mitfahrerin einfach, sie ist ja geimpft und gechipt. In Ninotsminda, der ersten größeren Stadt in Georgien, füllen wir unseren leeren Gastank und kaufen eine georgische SIM-Karte. Dabei lernen wir David kennen, ein 22-jähriger junger Mann. Er hat sich selbst Deutsch beigebracht und möchte unbedingt nach Deutschland, Österreich oder in die Schweiz. Er hatte schon eine Aufnahmeprüfung an einer deutschen Uni, aber dann kam Corona dazwischen. Er ist homosexuell und erzählt uns, dass das Leben hier in dieser Stadt für ihn sehr schwierig ist.

Die nächsten beiden Tage verbringen wir an einem See. Es ist kalt und regnerisch, deshalb geht bald es weiter nach Tiflis.

Brennholzvorrat ergänzen 👍👍👍

In Tiflis stehen wir oberhalb der Stadt am Lisi-See. Dort können wir schön spazieren gehen und Thomas wechselt das Radlager auf der anderen Seite auch noch.

Wir bekommen Besuch von Mischa, den wir während unseres erste Georgienaufenthaltes kennengelernt haben. Er hat gerade freie Zeit und zeigt uns die Altstadt von Tiflis.

Der Vashlovani-Nationalpark ist unser nächstes Ziel. Der liegt ganz im Osten Georgiens und grenzt  an Aserbaidschan. Wir stehen ein paar Tage an einem übel matschigen Feldweg. Morgens und Abends ziehen Kuh- und Schafherden vorbei, sehr idyllisch. Leider kommt dadurch auch nach jede Menge Kacke zu dem Matsch. Es regnet immer wieder, ein Pluspunkt hat dieser Platz aber: Thomas entdeckt auf einem Hochsitz eine intakte Steckdose und so können wir unseren Batterien mit dem Refresh-Programm des Ladegeräts mal wieder was Gutes tun😉😉😉!

Als wir weiterfahren, fühlt sich Thomas zunehmend krank. Kopf- und Gliederschmerzen, verschleimt und kurzatmig.

Unterwegs sehen wir noch dieses Prachtstück, ein UAZ Buchanka.

Irgendwie sieht es aus, als ob die Karosserie lose auf dem Rahmen sitzt.

TÜV-Prüfstellen haben wir schon gesehen, ob der UAZ die Prüfstelle jemals gesehen hat, erscheint uns fraglich 🤣🤣🤣.

Auf einem Parkplatz vor dem Nationalpark treffen wir Nadine und Benny aus Ludwigsburg, die auf dem Weg in den Iran sind. Es kommen auch noch Steven,  ein Amerikaner, und seine thailändische Frau dazu. Bei Connys Zwetschgenkuchen und Espresso gibt es viel zu erzählen. 

Nicht jeder Strommast muss ein betoniertes Fundament haben! 

Wenn genügend schwerer Schrott und ein Schweißgerät zur Hand ist, geht es auch ohne 😊😊😊!

Durch die Gespräche und weitere Recherche haben wir erfahren, dass der Nationalpark nach dem Regen nur mit Allrad zu befahren ist. Außerdem sind Hunde dort überall verboten. Wir waren der Meinung, dass das nur in einigen bestimmten Zonen so ist. Also dann eben kein Nationalpark!

Conny geht es mittlerweile auch richtig schlecht, sie liegt mit den selben Symptomen plus Fieber flach. Wir finden für die nächsten Tage ein Plätzchen neben einem Kirchenneubau mit grandioser Aussicht!

Der Blick nach Norden zeigt ein weites Tal. Der Fluss, der von West nach Ost fließt, ist die Grenze zwischen Georgien und Aserbaidschan und ist weniger als drei Kilometer entfernt.

Die  schneebedeckten Berge des hohen Kaukasus wiederum sind schon in Russland, genauer in Dagestan.

Von unserer nächsten Nachbarin bekommen wir eine Tüte Granatäpfel, Äpfel und Kakifrüchte geschenkt, und ein paar Kinder bringen uns Gebäck.

Das ist so herzerfrischend anders als in Deutschland.

Thomas geht es wieder etwas besser, und wir beschließen, die zunehmende Kälte hinter uns zu lassen und ans Meer zu fahren.

In der Nähe von Poti treffen wir nach über einem halben Jahr wieder auf das Schwarze Meer!

Hier wachsen Palmen und alles ist grün wie im Dschungel.

Die Polizei hält uns an, Thomas war nicht angeschnallt. Das Wort "Strafe" hat es schon hierher geschafft, " 40 Lari Straf"!

Thomas hat die Geldscheine schon in der Hand, doch wir bekommen nur den halben Meter Strafzettel in die Hand gedrückt und weg sind sie!

Und jetzt? Bei der nächsten Polizeistation wird uns erklärt, dass wir den Betrag bei einer Bank überweisen können. Bei der ersten Bank hat es nicht funktioniert, aber dann bei der zweiten!

Vorbereitungen für lange Spieleabende mit unseren Kindern an Weihnachten! Thomas hat Schlehen gepflückt und setzt Schnaps an. Wir werden berichten 😉!

Weiter geht es für uns in  Richtung Süden. Nachdem wir zwei Nächte auf einem Parkplatz mit einer großen, leider nachts bellenden Hundemeute verbracht haben, finden wir einen schönen, einsamen Strandparkplatz mit Blick auf die Skyline von Batumi.

Bei strahlendem Sonnenschein besuchen wir Batumi. Es wurde uns als total chaotisch und stressig geschildert, aber wir waren angenehm überrascht! Die Straßen breit genug, das Verkehrsaufkommen  sehr bescheiden und ein großer Parkplatz direkt am Hafen, das haben wir von einer Stadt dieser Größe nicht erwartet.

Am Hafen stehen die Statuen von Ali und Nino (Nino ist das Mädchen), die sich langsam aufeinander zu bewegen, ineinander verschmelzen und sich wieder trennen. Die Geschichte der beiden handelt von einer unglücklichen Liebe zwischen Ali, dem aserbaidschanischen Jungen, und Nino, einer georgischen Prinzessin. Die Statuen sind sehr berühmt, auch wir hatten sie im Internet schon gesehen und hielten sie für mindestens 20 Meter hoch. Offensichtlich waren da begabte Fotografen (oder Fotoshop) am Werk, in Echt sind es 5 Meter und ein Teil davon ist der Sockel 🤣🤣🤣!

Batumi gefällt uns sehr gut, über die moderne, schicke Strandpromenade gelangen wir in die Altstadt. Schöne Parkanlagen und Jugendstilvillen prägen das Bild. Alles ist gepflegt, wie es sich für ein mondänes Seebad gehört 👍👍👍. Wir essen Pizza und einen superleckeren Nachtisch gegenüber eines McDonald-Restaurants. Die Schriftzeichen faszinieren uns immer noch.

Die georgische Schwarzmeerküste ist satt grün, von weitem sieht es aus wie ein Dschungel. Dafür muss es natürlich reichlich regnen - und leider tut es das auch jetzt. Eine Weile kann man das im Wohnmobil aussitzen, aber irgendwann schlägt das schon aufs Gemüt. Und es regnet wirklich sintflutartig mit heftigen Gewittern! Wir beschließen, etwas verfrüht (unsere SIM-Karte und die Autoversicherung wären noch länger gültig) das Land zu verlassen und in die Türkei einzureisen.

Auch die letzten Kilometer in Georgien legen wir bei strömendem Regen zurück. An der Grenze ist viel Betrieb, eine Spur ist nur für Russen reserviert. Ob die alle vor der Einberufung ins Militär auf der Flucht sind, oder ob es immer viele russische Wintertouristen gibt wissen wir nicht.

So, und jetzt unser Fazit zu Georgien. Schwierig, schwierig, ohne in Verallgemeinerungen zu verfallen...die Landschaft ist unumstritten atemberaubend, die Berge des Hohen Kaukasus sind spektakulär. Auch die Hochebenen mit den Seen in Richtung armenischer Grenze haben uns sehr gut gefallen. Mit den meisten Menschen wurden wir allerdings nicht so richtig "warm", wir empfinden einen Großteil der Georgier als zumindest mal reserviert (das geht manchmal nahtlos ins Unhöfliche über, besonders beim Einkaufen ist uns das begegnet). Dieser Eindruck wurde auch von anderen Reisenden bestätigt.

Aber natürlich haben wir auch hier richtig nette, hilfsbereite und offene Menschen getroffen! 

In bester Erinnerung bleibt uns das georgische Brot, die Konsistenz und der Geschmack sind unübertroffen😋😋😋.