Türkei ab februar 2023


Die

Überfahrt verschlafen wir, einzig unser Diego findet Schiffe und das drumherum unheimlich. Morgens rollen wir von der Fähre, werden gleich nach rechts zum Fahrzeugcheckpoint dirigiert. Dort interessiert sich niemand für uns und wir können durchfahren. Auf dem Weg zur Ausfahrt aus dem Hafengelände kommt uns das doch sehr seltsam vor, unsere Pässe sind ja auch noch nicht abgestempelt. An der letzten Schranke frägt Conny bei einem Polizisten nach. Der ist völlig entsetzt, dass wir überhaupt, ohne Stempel und Fahrzeugcheck, hierhergekommen sind. Da gibt es offensichtlich Lücken im System 😂😂😂!

Wir wenden also wieder und fahren zurück. Pässe stempeln, Fahrzeug einführen, Fahrzeugkontrolle ... aber dann geht es endgültig raus aus dem Hafen.

Wir stellen uns wieder an den Strandparkplatz, an dem wir schon vor unserer Zypernreise gestanden sind. Sybil und Mike kommen auch wieder, Thomas und Mike testen ausgiebig, ob der Raki auch wirklich in Ordnung ist 😋.

Conny hat einen Zahnarzttermin in Silifke. Das Haus und das Treppenhaus zur Praxis sehen richtig heruntergekommen aus, die Praxis ist aber blitzblank und hat europäischen Standard. Auch die Behandlung ist sehr professionell (und günstig 😊).

Und dann kommt die Nacht zum 6. Februar. Es ist windstill, doch wir wachen auf, weil der LKW schaukelt. Thomas vermutet zuerst Jugendliche, die sich einen Spaß erlauben, aber draußen ist niemand. Schnell wird uns klar, dass das ein Erdbeben war! Wir spüren noch ein Nachbeben, und Conny liest im Internet nach. Das Epizentrum war in der Nähe von Gaziantep und hatte die Stärke von 7,8. In den nächsten Tagen erschüttern die Bilder die Türkei und die ganze Welt. In Syrien und der Türkei sind weit über 40 000 Todesopfer zu beklagen.

Für uns ist das Ausmaß des Leids unvorstellbar, zumal wir mit Connys Mama vor ungefähr 8 Wochen noch in der Gegend waren 😢.

Conny hat in einer Woche noch einen Folgetermin beim Zahnarzt, solange möchten wir aber hier in Tasucu nicht bleiben, da das Internet immer wieder ganz ausfällt.  

Einige Kilometer östlich werden wir fündig: ein schöner Platz an der Mündung eines Kanals ins Meer, endlos langer Sandstrand und gutes Internet😉!

Gleich am ersten Nachmittag klopft es an der Türe. Draußen steht Cengiz mit Cay auf einem Tablett als Willkommensgruß😍😍😍.

Er betreibt hier mit seiner Frau Ümmühan ein Restaurant und einen Campingplatz, der jetzt aber geschlossen ist.

Als wir abends das Tablett mit den Teegläsern zurückbringen, werden wir gleich noch zum Abendessen eingeladen!

Die Türkei und ihre Menschen muss man einfach lieben❤️❤️❤️!

Die beiden sind sehr herzlich und wir verbringen einen lustigen Abend dort.

Wir sind schon einige Tage dort, als unsere kleine Tigra plötzlich verschwunden ist. Vor einer halben Stunde ist sie noch über den Platz  geflitzt, jetzt ist sie wie vom Erdboden verschluckt! Natürlich suchen wir sie und fragen Cengiz und Ümmühan, ob sie etwas von ihr gesehen haben - nichts!

Auch als es Nacht wird, ist sie nicht da. Auch in den nächsten Tagen suchen wir beim Spazierengehen nach ihr. Das gesamte Gebiet ist sehr übersichtlich, Dünen und niedriges Gebüsch. Da Tigra zuvor noch nie weggelaufen war, sind wir der Meinung, dass sie vielleicht von jemand einfach mitgenommen wurde. Das wäre natürlich der Horror! 

Nach ein paar Tagen verteilen wir in der Gegend Zettel mit unserer Telefonnummer und zeigen Bilder von ihr. Nach dem Zahnarzttermin in Silifke informiert Conny einen Tierarzt, der Tigras Bild  in eine Tierarztgruppe teilt. Cengiz hat auch schon über Facebook einen Aufruf gestartet.

Wir sind richtig verzweifelt, wir können doch nicht einfach ohne Tigra von hier wegfahren!

Genau eine Woche nach ihrem Verschwinden kommt uns beim Spazierengehen ein Auto entgegen, hält an und winkt uns zu sich. Es ist jemand, dem wir auch unsere Telefonnummer gegeben hatten und der versprochen hatte, sich umzuhören. Er hat unsere Tigra dabei!!!!

Conny überhäuft ihn mit Küssen und ist völlig aufgelöst, wir sind überglücklich! Tigra bekommt keinen Ton mehr heraus, wahrscheinlich hat sie eine ganze Woche lang gebellt und ist jetzt stimmlos. Wir erfahren, das er Tigra bei jemandem abgeholt hat, bei dem sie eine Woche lang war. Unseren ausgesetzten Finderlohn möchte er auf gar keinen Fall annehmen. Er gibt uns zu verstehen, dass wenn sich derjenige, bei dem sie war, bei uns meldet, wir ihm kein Geld geben sollen. Wir kommen zu dem Schluss, dass auch er an einen Hundediebstahl denkt. Wir bedanken uns nochmal ganz herzlich bei ihm, dann fährt er wieder zurück. Was für ein guter Mensch❤️❤️❤️🙏!

Cengiz und Ümmühan freuen sich mit uns, auch sie sind der Meinung, dass Tigra gestohlen wurde. Abends gehen wir nochmal bei ihnen im Restaurant essen und verabschieden uns am nächsten Morgen von diesen lieben Menschen😍!

Wie gewohnt zu fünft geht unsere Reise weiter nach Westen. Jetzt gibt es für uns nur noch eine Richtung, an der Küste entlang. Schließlich rückt der Termin zur Ausreise aus der Türkei immer näher. Wir übernachten in kleinen Städtchen am Strand und kommen nach drei Tagen in Anamurium an. Diese Ruinenstadt liegt südwestlich von Anamur und wir stehen mit Blick auf die Ruinen am Strand.

Die Sonne strahlt die Ruinen direkt an, und da das damalige Baumaterial die Steine der Gegend sind, sehen wir eigentlich ... gar nichts. Erst am nächsten Morgen, mit anderer Beleuchtung, erkennen wir die Größe der einstigen Stadt. Bis zu 20000 Menschen haben zur Blütezeit hier gelebt. Vor fast 3000 Jahren gegründet, lebten hier zuerst die Griechen, später die Römer. Die Stadt hatte drei öffentliche Bäder, zwei Theater, etliche Tempel und später Kirchen.

 

 

Wir besuchen nördlich von Konakli Nil und Matthias, Freunde und Kollegen aus unserem Netzwerk. Die beiden haben sich einen Traum erfüllt und an einem wirklich paradiesischen Ort ein Haus gebaut. In der Ferne blinkt das Meer, während in der anderen Richtung die noch schneebedeckten Berge zu sehen sind. Und das alles mitten unter blühenden Mandelbäumen! wir verbringen eine schöne Zeit miteinander, bevor wir wieder runter ans Meer fahren.

Einige Tage stehen wir an einem wirklich fantastischen Platz am Strand östlich von Antalya. Hier stimmt alles: wir können spazierengehen, Internet ist gut, Müllcontainer sind vorhanden - perfekt!

Doch leider müssen wir weiter, unsere Zeit in der Türkei läuft ab.

Hier ist jetzt schon Frühling und es gibt jede Menge Erdbeeren am Straßenrand zu kaufen.

In einer Bäckerei finden wir doch tatsächlich einen kleinen Hefezopf 🤩🤩🤩

Wir fahren durch eine Gegend, in der jeder Laden mit Leblebbi wirbt. Durch Nachlesen werden wir schlauer: das sind Kichererbsen! Wir halten an und treten ein ins Kichererbsenparadies. In allen Farben und unzähligen Geschmacksrichtungen lachen sie uns an. Mit Kakao oder Schokolade überzogen, mit Zimtgeschmack, salzig, scharf, als eine Art Praline ... der Verwendung von Kichererbsen scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein.

Es gibt auch Datteln, Feigen und Mandeln. Wir probieren vieles, bekommen Cay serviert und decken uns mit Köstlichkeiten ein.

Mit nur einem kleinen Umweg gelangen wir nach Pamukkale mit seinen weltberühmten Kalksinterterrassen. Das Wetter spielt leider nicht so ganz mit, mit Sonne sieht das besser aus. Die heißen Quellen schwemmen unter optimalen Bedingungen täglich über 40 Tonnen Kalk den Hang hinunter! Früher durfte man dort "frei" herumlaufen, heute muss zum Schutz der Terrassen auf dem Weg geblieben werden, und zwar barfuß! Es sieht tatsächlich aus wie Eis und Schnee, ist aber alles Kalk. Tigra findet es äußerst unheimlich, Diego macht sich nichts daraus.

Das Wasser kommt unten kalt an, oben aber ist es herrlich warm! 

Die Thermalquelle war der Grund für die Griechen, ca. 300 v. Christus hier eine Stadt zu gründen. Wie in allen griechischen Städten gab es öffentliche Bäder, Theater und Tempel. In der näheren Umgebung gibt es ungefähr 1200 Gräber aus dieser Zeit. Uns hat vor allem das Theater mit den Bergen im Hintergrund beeindruckt.

An unserem letzten Abend auf dem asiatischen Teil der Türkei stehen wir direkt am Marmarameer, schon in der Nähe der Brücke, die uns morgen nach Europa bringt. Es sind ein paar türkische Angler da, die später noch grillen. Fisch haben sie offensichtlich keinen gefangen, denn sie klopfen an unserer Tür und bringen uns einen Teller gegrilltes Hähnchen, Brot und Salat 😋😋😋! Wie schon oft sind wir beeindruckt von der Freundlichkeit der Menschen ❤️❤️❤️.

Am nächsten Morgen fahren wir rüber, bestaunen die gigantische Brücke und den Kran in schwindelerregender Höhe weit über dem Wasserspiegel!

Drei weitere Tage stehen wir in einer kleinen Bucht, fernab von allem. Ein paar Fischer, nur wenige Häuser und am Minarett das schlechteste Lautsprechersystem der Welt 🤣🤣! Hundert Meter vom Strand entfernt besichtigen wir eine Tinyhouse-Siedlung. Das hatten wir hier nicht erwartet, ist aber richtig klasse.

Am Tag der Ausreise aus der Türkei machen wir nochmal Halt in der Stadt Kesan, um einzukaufen und zum letzten Mal türkisches Flair mitzunehmen.

Der Verkehr hier hat es in sich und Thomas ist bei der Parkplatzsuche mit den Nerven schon ziemlich am Ende. Beim Rückwärtsfahren passiert es dann: Er bleibt an einem parkenden Auto hängen! Der Besitzer ist sofort zur Stelle und stinksauer (er hat natürlich recht). Er will 600 Euro für den Schaden, aber unserer Meinung nach bekommt man für das Geld zwei solcher Autos! Die Polizei kommt und wir regeln das über die Versicherung. Unser Freund Attila hat wieder einmal unbezahlbare Übersetzerdienste geleistet 🙏🙏🙏! Die Lust auf Stadtbummel ist uns gründlich vergangen und wir machen uns auf den Weg zur Grenze. Hier lernen wir noch, wie Griechenland auf türkisch heißt, da wären wir nie draufgekommen.

Nach zweimal drei Monaten ist nun erstmal Schluss für uns mit der Türkei😢😢😢. In keinem anderen Land zuvor haben wir uns so willkommen und wohl gefühlt wie hier. Die Menschen sind freundlich, herzlich und über alle Maßen hilfsbereit. Für uns ist die Türkei das Reiseland schlechthin und wir werden ganz sicher wieder kommen. Der einzige negative Aspekt ist die begrenzte Aufenthaltsdauer von drei Monaten. Es gibt zwar die Möglichkeit einer Genehmigung für sechs Monate, ist aber mit viel bürokratischem Aufwand verbunden. 

Auch geografisch hat die Türkei alles zu bieten: Meer, Strände, Inseln, Höhlen, Steppen, Berge, Halbwüste .... es gibt noch so viel zu sehen ❤️❤️❤️!