Auf der Autobahn reisen wir zügig an Neapel und Rom vorbei nach Norden. An einer verschlossen Therme, mit Sicht auf den Hafen von Grossetto, verbringen wir die letzte Zeit mit unseren Findelhunden.
Namen haben wir auch für sie: Locke, Narbe und Tussi 😂😂😂.
Locke macht uns Sorgen, er saugt nicht mehr an der Flasche und wir ernähren ihn wieder mit der Spritze.
Ganz liebe Menschen übernehmen am nächsten Tag auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums die Hunde und fahren erst einmal zu einem Tierarzt.
Locke hat einen Verdacht auf Staupe, bekommt Cortison und Wärmebehandlung, bevor er mit seinen Geschwistern weiter Richtung Trentino fährt.
Jetzt stehen ein paar Erledigungen an, bevor es weiter geht. Zuerst brauchen wir wieder mal einen "neuen" Reifen. Auf der Autobahn in Sizilien hatten wir einen Platzer, Reifenwechsel ist fast schon Routine 🤣🤣🤣. Auch diesmal hat das der Mann einer Bekannten in Kalabrien telefonisch geregelt, vielen Dank an Constanze und Gennaro😍😍😍. Als das erledigt ist, fahren wir mit Diego zum Tierarzt. Somit ist er nun vollständig geimpft, es steht noch kastrieren und chipen an, aber das kommt später.
Wir überlegen, wie es weitergehen soll. Zurück nach Sizilien ist keine Option, über die Sommerferien wird es uns dort zu voll und zu heiß. Unser ursprünglicher Plan war es, den Sommer oben in den Abruzzen zu verbringen, haben aber zu lange in Sizilien "rumgetrödelt". Durch die Hundeaktion jedoch sind wir schon fast da!
Also fahren wir auf kleinen Straßen nach Osten durch die heiße Toskana. Plötzlich ändert sich der Klang des Motors und er wird lauter und brummiger. Das Auspuffrohr ist am Übergang ins nächste Stück komplett abgerissen, schweißen ist an der Stelle nicht möglich. Ein neues Rohr muss her! Über die Mercedes-Hotline wird für uns ein Termin am nächsten Morgen in Arezzo gebucht.
Mittags finden wir einen wunderschönen Stellplatz mitten in Monte San Savino, genau nach unserem Geschmack: einfach eine Wiese ohne Parzellen und Schnickschnack 🥰🥰🥰!
Monte San Savino wurde von den Etruskern gegründet, ist also ungefähr 2500 Jahre alt! Unzählige alte Häuser, Stadttore, Gassen und Türen verleihen dem Ort einen ganz besonderen Flair!
Am nächsten Morgen bestellen wir in Arezzo die Auspuffteile und fahren wieder zurück nach Monte San Savino. Die Ersatzteile sollen morgen eintreffen, wir haben keine Eile und San Savino gefällt uns sehr gut.
Wir holen uns Pizza Biance (ohne Tomaten) und Calzone, beides vegetarisch und sehr lecker!
Wie versprochen sind die Ersatzteile am folgenden Tag abholbereit und wir fahren wieder nach Arezzo und zurück. Seit einigen Tagen ist es drückend heiß und schwül, es ist nur im Schatten erträglich.
Thomas zieht seine Arbeitsklamotten an und macht sich ans Werk. Neben Auspuff muss auch noch das Rad wieder montiert werden, das in der Motorradgarage vorübergehend seinen Platz hatte.
Am Abend schauen wir uns den zweiten Teil der Doku über uns im Fernsehen an! Wir sind begeistert und finden ihn sehr gelungen👍👍👍.
Klimaflucht in die Berge! In einem ehemaligen Skigebiet in Frontignano werden wir fündig. Ob das Gebiet wegen mangelnder Schneesicherheit oder der Erdbeben der vergangenen Jahre aufgegeben wurde, wissen wir nicht. Das letzte starke Beben war 2016 und wir sehen unzählige Häuser, die teilweise oder ganz eingestürzt sind.
Wir parken auf einer Wiese gegenüber eines aufgegebenen Hotels. Die Fenster und Balkontüren des Hotels haben hölzerne Klappläden, die im Wind auf und zu schlagen. Das ist echt nicht zu ertragen, deshalb gehen wir rein, um sie zu schließen. Nach dem letzten Erdbeben wurde das Hotel Hals über Kopf geräumt. Es liegen Spielsachen, Kleidung, Skistiefel und vieles andere herum (was noch nicht geplündert wurde).
Irgendwie ist es gruselig hier und wir fühlen uns an das Overlook Hotel von Stephen King erinnert 😨😨😨😨😨!
Nachdem die Läden verriegelt sind, gehen auch wir auf Beutezug! Wir finden eine Wäscheklammer und eine Rolle Klopapier ( Deutsche eben 😂😂😂)!
Nach einem Blick aufs MHD lassen wir die Tomatentetrapacks stehen 😁!
Bio-Rotwein im Tetrapack!
Es kommt uns zuerst wie Stilbruch vor, ist aber geschmacklich hervorragend und in der Ökobilanz ist Glasflasche schlechter!
Zudem sind drei Liter drin, das wären vier Flaschen!
Besuch von einer Schafherde und ihren Schutzhunden!
Diego schwankt zwischen Freude und Angst vor den Riesen!
So groß könnten unsere Hundebabies werden!
Eine Wanderung mit 1200 Höhenmetern steht heute an, deshalb so früh!
Tagsüber ist es hier oben auf 1500 Meter auch heiß, aber es kühlt nachts auf 13° ab, super angenehm!
Nachdem wir einen Großteil der Höhenmeter hinter uns gebracht haben, geht es oben am Grat entlang zum nächsten Gipfel.
Unterwegs begegnen uns zwei Carabinieri, die uns darauf hinweisen, dass Hunde hier verboten sind! Das Schild, das wir gesehen haben, haben wir offensichtlich falsch interpretiert. "Hunde nur mit Leine" hieß das für uns. Wir dürfen aber weiterlaufen, jetzt sind wir ja schon in der gesperrten Zone.
Zurück am LKW, recherchieren wir mal nach wegen des Hundeverbots. Hier im Nationalpark Monte Sibellini gibt es echt viele Wanderungen und nur fünf davon sind mit Hundeverbot 🙄🙄🙄!
Eine Woche stehen wir hier oben, dann fahren wir weiter. Wir brauchen wieder mal eine Postadresse und gehen deshalb mal auf einen Campingplatz.
Wir erhalten immer wieder Nachricht wie es den Welpen geht. "Locke", unser Problemkind hat eine Toxoplasmose, das kann aber behandelt werden.
Er heißt übrigens nicht mehr Locke, sondern Asso. Narbe heißt Tommy und Tussi ist Conny 😁😁😁😁!
Allen dreien geht es soweit gut, Conny und Tommy haben ihr Gewicht verdoppelt und wiegen jetzt 1300 Gramm!
Wir vermissen unsere drei Eisbärchen, sie sind uns echt ans Herz gewachsen!
Wir verlassen Frontignano, bleiben aber im Nationalpark Monte Sibillini. Unser Ziel ist Balso, genauer der dortige Campingplatz, wohin wir uns ein Paket aus Deutschland schicken lassen möchten.
Auf dem Weg dorthin durchqueren wir die Hochebene von Castelluccio, die berühmt ist für die wundervollen Farben während der Linsenblüte. Die ist jetzt leider vorbei, aber es blühen noch Mohn, Kornblumen und die letzten Lavendelpflanzen. Wir sind total überrascht von der Anzahl der Menschen, die, obwohl die Blütezeit vorbei ist, an den Feldern entlang läuft.
Der Ort Balso hat unter dem Erdbeben von 2016 schwer gelitten, die alten Häuser entlang der Hauptstraße sind allesamt unbewohnbar. Läden, Polizei, Apotheken und Cafes befinden sich außerhalb des Ortes in Containern oder Fertighäuschen.
Beim Spazierengehen lernen wir einen Italiener kennen, der 40 Jahre in Frankfurt als Elektriker gearbeitet hat. Er erzählt uns, dass die umliegenden kleinen Dörfer und Gehöfte alle verlassen sind. Die Zerstörungen durch das Beben und die schlechte Arbeitsmarktsituation führen dazu, dass hier viele Menschen keine Perspektive mehr sehen und wegziehen.
Der Campingplatz ist ausgebucht, wir können nur eine Nacht bleiben, die Adresse jedoch als Lieferanschrift benutzen! Für uns ist das die perfekte Lösung, wir wollten hier sowieso nicht auf das Paket warten.
Wir nutzen die Zeit bis zum Eintreffen für einen kleinen Rundkurs durch den Nationalpark 😊!
Der Parkplatz scheint für grandiose Sonnenuntergänge bekannt zu sein, am Spätnachmittag kommen viele Fotografen und bauen ihre Ausrüstung auf.
Und tatsächlich, in den schönsten Farben geht die Sonne hinter den Bergen unter ❤❤❤!
Auf "unserem" Parkplatz übernachten auch drei Jungs aus Apulien, die mit ihrem VW Bus unterwegs sind. Der zeigt sich am nächsten Morgen äußerst unwillig, seinen Dienst anzutreten! Trotz unzähligen Startversuchen springt er nicht an. Thomas leistet mit ein paar Sprühern Starthilfespray erfolgreich Nachbarschaftshilfe. Als Dankeschön bringen sie uns Frise, eine Gebäckspezialität aus ihrer Heimat Apulien.
Frise oder Friselle ist hart wie Zwieback und wird vor dem Verzehr kurz in Wasser getaucht. Dann wird es mit Tomaten und Basilikum belegt, noch ein bisschen Olivenöl drüber, fertig!
Traditionell nahmen es die Fischer mit raus aufs Meer, beim Eintauchen der Frise ins Meerwasser hatten sie auch gleich Salz drauf👍👍👍!
Nachdem wir unser mittlerweile angekommenes Paket abgeholt haben, finden wir einen wunderschönen Platz am Ende einer Sackgasse vor einem aufgegebenen Campingplatz! Die Hunde können sich den ganzen Tag frei bewegen, was vor allem Diego ausgiebig nutzt. Ganz selten nur kommt er ohne Trophäe von einem Beutezug zurück. Füße eines Rehs, Kopf einer jungen Ziege und Hufe hat er uns schon präsentiert 🤢🤢🤢!
Manchmal sind die Auffahrkeile einfach nicht hoch genug 😎!
In unserem Carepaket aus Deutschland waren auch einige Ersatzteile, die jetzt nach und nach eingebaut werden. So findet ein größerer Arbeitsspeicher ein neues Zuhause im Laptop, die von einem Ast zertrümmerte Dachentlüftung im Bad wird ersetzt und bekommt noch ein Abweisblech spendiert, um so etwas in Zukunft zu vermeiden.
Die Wanderung zu einem Wasserfall führt uns durch ein Dorf, das vom Beben ebenfalls komplett zerstört wurde. Das ist so traurig anzusehen 😥😥😥.
Ein Fundstück aus der Vergangenheit
Mittlerweile haben wir einen festen Wochenplan: jeden Freitag ist in Visso, ungefähr 20 km entfernt, Markttag. Dort kaufen wir das gesamte Obst und Gemüse für eine Woche. Da der Markt nur einen Obst- und Gemüsestand hat, sind wir inzwischen hier schon bekannt. Unterwegs füllen wir den Wassertank, und falls wir einen größeren Supermarkt brauchen müssen wir noch 30 km weiter fahren.
Wir wechseln mit unseren Stellplätze ab: entweder Frontignano oder der aufgegebene Campingplatz. Es ist deutlich mehr Tourismus jetzt im August, deshalb sind wir froh, so ruhige Plätze gefunden zu haben.
In Ussitta, zwischen Visso und Frontignano, finden wir eine Tierärztin, die unseren Diego kastriert. Nach zwei Tagen ist er wieder topfit und unternehmungslustig👍!
Beim Spazierengehen begegnen wir einem Fuchs, der uns ausdauernd anbellt!
Den Hören wir oft auch nachts, was Diego völlig auf die Palme bringt!