Marokko 2019/2020, 1. Monat


Anfahrt

Unsere Reise beginnt am Freitag, dem 13.12.2019 um 7 Uhr morgens. 

Wir haben einen ganz wichtigen Termin am 23.12. um 10.45 Uhr am Flughafen in Marrakesch - unsere beiden Söhne werden an diesem Tag dort landen. Für uns heißt das - 10 Tage Zeit für 3239 km.

 

Die ersten 910 km legen wir am ersten Tag zurück und sind um 22 Uhr in Westfrankreich. Es stürmt und regnet ohne Unterlass.

 

Um 5 Uhr klingelt der Wecker und um 6 Uhr rollen wir wieder und werden sehr belohnt......

 

Am 14.12. um 12 Uhr treffen wir in Soustons am Atlantik ein❣️

Hier verbringen wir 2 wunderbare Tage. Der Sturm und der Regen haben sich gelegt und wir genießen die ersten Tage unserer Freiheit.

Wir lassen es uns so richtig gut gehen. Thomas findet sehr außergewöhnliches "Strandgut" 😉 Wir denken, es sind Paprika....bis wir reinbeißen....Pepperoni!!!!🔥🔥🔥

Am 16.12. machen wir, wie immer, morgens Yoga, gehen in der Morgendämmerung spazieren und rollen um 7 Uhr Richtung Spanien los. Der Wind wird wieder stärker und unser LKW hat ganz schön was zu tun. 

 

Um 10 Uhr passieren wir die spanische Grenze und tanken erst einmal voll.

 

Wir fahren weiter auf der Suche nach besserem Wetter, das wird heute aber nichts. So parken wir um 17 Uhr in Salamanca, gleich gegenüber der Altstadt mit ihrer Kathedrale. Wir benötigen heute ein gutes Internet, da wir noch ein bisschen arbeiten. Wir haben jetzt 1866 km hinter uns.

Am 17.12. werfen wir den Motor um 6.30 Uhr an, wecken alle anderen Womos, die über Nacht auch diesen Parkplatz angefahren haben und fahren Richtung Süden weiter. Ganz langsam wird das Wetter besser und um 13 Uhr parken wir am Embalse de Cala, ca. 50 km nördlich von Sevilla.

 

Morgen um 16.30 Uhr holen wir Thomas D. dort vom Flughafen ab.

 

Wir haben einen ruhigen Nachmittag und Abend am Stausee bis...…..

……..Thomas diese Fehlermeldung auf dem Display entdeckt......

Komisch, der LKW ist ohne Probleme gefahren und beim Abstellen hat auch nichts geleuchtet. Wir sind ratlos!!! Sch….. Elektronik!🙄

 

Wir rufen bei Mercedes an und diese machen für uns einen Termin bei einer Vertragswerkstatt in Sevilla aus.

Morgen, 18.12., 10 Uhr

Eine Stunde vor dem vereinbarten Termin sind wir in der Werkstatt.

Dort suchen und suchen und suchen sie den Fehler um uns um 15 Uhr zu sagen, dass sie den Fehler nicht finden können. Sie können nur ein Kabel ziehen, damit der Fehler nicht mehr erscheint - 260 Euro!

 

Sch…...Elektronik🤦

Wir kommen gerade noch pünktlich am Flughafen an, um den zweiten Thomas in Empfang zu nehmen. 

Thomas D. ist Filmemacher. Er wurde durch den Artikel in der Heilbronner Stimme auf uns aufmerksam und dreht nun eine Dokumentation über unseren "Aussstieg aus dem Alltag". Er wird uns vom 18. bis 23.12. mit seiner Kamera begleiten.

 

Am Abend übernachten wir, nun das erste Mal zu dritt, im Womo. Wir finden einen schönen Parkplatz ca. 70 km südlich von Sevilla, leider direkt neben der Autobahn. Die Lautstärke ist gar nicht so schlimm, weil es so stark stürmt, dass es sowieso rüttelt und pfeift.

Unsere Fähre ab Algeciras haben wir für den 20.12. um 7.30 Uhr gebucht.

Deswegen machen wir noch einen Abstecher nach Conil de la Frontera ans Meer.

Es ist wunderschön, aber stürmisch..... Tuna weht es fast weg🌪️

Auf dem Weg nach Algeciras sehen wir in der Ferne die Berge von Nordafrika.

Algeciras, 19.12.2019, 16.30 Uhr, nach 2689 gefahrenen Kilometern stehen wir am Hafen und fragen, ob wir nicht schon heute Abend übersetzen können. Das freundliche Personal nickt, ohne zu fragen, wie lang denn unser Vehikel ist.

Die Fähre ist restlos ausverkauft und es fühlt sich an wie "Tetris" bis wir im Bauch der Fähre verstaut sind.

Tschüss, Europa

Zielhafen ist Ceuta, spanisch. Die Einreise nach Marokko ist nervtötend, langwierig und bürokratisch. Zudem ist der Grenzübergang nicht für Fahrzeuge unserer Größe geeignet. Beim Durchfahren klappt es beide Spiegel weg, hinten am Koffer ein tiefer Kratzer. Obwohl die Überfahrt nur eine Stunde dauert, kommen wir erst um 23.30 Uhr aus der Kontrolle raus.

An einem Strandparkplatz in Fndiq übernachten wir - der Sturm, der Südeuropa und Nordafrika im Moment heimsucht, rüttelt an unserem Wohnmobil.

 

Fndiq  - eine Stadt in Nordmarokko.

 

Wir brauchen Diesel, eine Gasflasche (unser Gastank kann in Marokko nicht gefüllt werden), Bargeld, Obst, Gemüse und eine SIM Karte....

 

los geht's.

 

Nach einigen Komplikationen im Maroc Telecom Laden klappt das mit dem Internet, die Polizei verbietet Thomas das Drehen mit seiner Kamera, Bargeld, Obst und Gemüse kaufen wir problemlos auf dem Markt.

 

Von Weitem sehen wir beim Zurücklaufen, Jugendliche um das Fahrzeug. Einer liegt darunter - sie überlegen wohl, wo es einen Platz zum Verstecken geben könnte, um illegal auf den europäischen Kontinent zu gelangen. Die Arbeitslosigkeit ist hier sehr groß und Europa wird als die Lösung aller Probleme gesehen. Die Jugendlichen tun sehr unschuldig und betteln um Essen. Später am Tag entdecken wir, dass sie versucht haben, die Schlösser einer der Ladeklappen zu knacken.

Es stürmt und schüttet und wir fahren Richtung Süd-West nach Larache.

Dort finden wir einen großen Parkplatz am Strand und bleiben dort für den Nachmittag und die Nacht. Der Sturm, der Regen, die Grenze und die vielen Kilometer waren sehr anstrengend und wir brauchen dringend ein bisschen Ruhe und Schlaf.

 

Zur Aufmunterung gibt es selbstgemachte Schokolade und selbstgebackenes Brot.

Am Vormittag des 21.12. stellen wir fest, dass wir nur noch einen Tag Zeit haben um nach Marrakesch zu kommen. Dort sind wir nämlich am 22. mit Maren und Daggi verabredet..... jetzt heißt es also ……. fahren, fahren, fahren

Auf der Autobahn ist viel Verkehr, allerdings Personen. Da wird überquert, entlang gelaufen und getrampt. Die Autos parken auf dem Seitenstreifen und manchmal auch in der Mitte.

Am Abend finden wir einen einsamen Platz, 100 km nördlich von Marrakesch. Es ist ganz ruhig und klar. Millionen von Sternen funkeln am Himmel und zaubern uns ein Lächeln ins Gesicht.

In der Abenddämmerung kommt noch ein alter Mann zu Fuß vorbei und bietet uns ein Fladenbrot zum Kauf an. Gerne nehmen wir das Angebot an.

Conny arbeitet noch eine Stunde - trotz "Am A der Welt" ist das Internet gut genug.

22.12., 13 Uhr, 3239 km liegen hinter uns. Schon jetzt haben wir das Gefühl wochenlang unterweg zu sein. So viel haben wir schon erlebt.

Daggi und Maren verbringen ihren letzten Abend in Marokko mit uns. Wir essen miteinander und quatschen den ganzen Abend. 

 

Morgen Vormittag bringen wir Thomas zum Flughafen und holen unsere beiden Söhne, Jacob und Joshua ab.

 

Der nächste Abschnitt unserer Reise kann beginnen......

 

Elternzeit

Das Auschecken geht so schnell, dass Jacob und Joshua schon zum Ausgang des Flughafens raus sind, während wir den Flughafen zum Eingang betreten…… Zum Glück leuchtet unser Wohnmobil über den ganzen Parkplatz und wir finden uns schnell😍

 

Wir verstauen alles im Wohnmobil, essen eine Kleinigkeit und verabschieden Thomas. Der Filmemacher fliegt heute zurück.

 

Unsere Jungs fahren im Führerhaus mit und lernen erst einmal Marokkos Straßenverkehr kennen. Bewundernd beobachten sie Thomas, wie er unseren großen LKW durch die engen Straßen und den Verkehr von Marrakesch lenkt. Es ist eng und chaotisch aber schließlich erreichen wir den Fuß des Hohen Atlas und klettern ihn empor.

Auf 2200m finden wir einen tollen Parkplatz mit Schneeresten und erkoren diesen Platz zu unserem ersten gemeinsamen Schlafplatz aus. Die Sonne scheint, der Wind ist kühl und wir fühlen uns in frühere Zeiten versetzt. Viele, viele tausende Kilometer sind wir zu viert durch Europa getourt. Allerdings noch nie so komfortabel.

Am 24.12. geht's weiter durch das Gebirge. Verschneite Gipfel, karge Berghänge - sehr schön. 

 

Mittags halten wir in Ait Ben Haddou. Die alte Kasbah ist Weltkulturerbe und wirklich gut erhalten.

Heilig Abend feiern wir an einem einsamen Platz mit Blick auf die Berge bei Dampfnudeln und Kartoffelsuppe. Wir liefern uns ein "Phase 10" und "Kniffel" Match und gehen satt und glücklich und Bett 😃

Ostwärts weiter auf der N10. In Tinghir biegen wir ab nach Norden in die Todhraschlucht. Spektakuläre Felswände, superenge Straßen und Japaner.

Oben machen wir Pause. Zwei Marokkanerinnen besuchen uns und freuen sich über einen Teil der Kleiderspenden, die wir aus Deutschland mitgebracht haben.

Weiter nach Erfoud - dann nach Süden Richtung Merzouga. Dort parken wir am Fuß der Riesendünen. Wir kommen gerade noch bei Helligkeit an. Die Sandpiste macht uns etwas Kopfzerbrechen...…. Ohne Allrad sind wir aufgeschmissen, wenn wir stecken bleiben🙈. Ein paar Mal kommen wir wirklich ins Schwitzen und sind heilfroh, als wir sicher stehen und genießen unser Festmahl.

Morgens lädt Thomas die Enduro aus und gibt Jacob eine Einweisung. Er macht das echt gut und hat viel Spaß. Später erklimmen wir die Dünen....phantastisch. Sand in jeder Ritze. Ein vorbeikommender Berber freut sich ebenfalls über Kleiderspenden und wir üben uns im Feilschen beim Kauf eines Dromedars aus Stein.

https://youtu.be/7zUzNrG1e9M Jacob auf der Enduro

https://youtu.be/hYUygUNUDz8 Thomas auf der Enduro

https://youtu.be/mtwI3_sRh3o Abfahrt aus Merzouga

Am späten Nachmittag verlassen wir die Sandwüste - nun wieder Richtung Westen und finden einen einsamen Platz im Nirgendwo.

Wir durchqueren riesige menschenleere Flächen, mal fast schwarz, dann sandfarben, ganz ohne Vegetation oder savannenartig. Unterwegs sehen wir große Ziegen- und Dromedarherden - bei einer halten wir an.

 

Mittags gönnen wir und eine Tajine - das landestypische Gericht.

Auf dem Weg nach Zagora hören wir einen lauten "Plopp" und können das Geräusch nicht zuordnen. Erst viel später bremst uns ein Marokkaner aus, um uns zu sagen, dass einer der Zwillingsreifen sich von der Felge löst.

Zum Glück ist er Besitzer einer Werkstatt und führt uns dorthin.

Der Besitzer versucht noch einen Reifen aufzutreiben. Da es Freitag ist, gelingt ihm das aber nicht. Am nächsten Morgen um 10 Uhr soll der Reifen da sein - wir übernachten aufgebockt vor der Werkstatt.

Natürlich ist um 10 Uhr der Reifen nicht da.....🙄

Marokkanisches Zeitmanagement und Pünktlichkeit sind nicht nur nicht das selbe, sondern Gegensätze. Uns wird immer wieder versichert, dass der Reifen in einer halben Stunde da ist. Wir verbringen unsere Zeit mit einem ausgiebigen Frühstück, Jacob lernt für die Uni und wir drücken uns halt so rum.

Um 14 Uhr beschließen wir das Ersatzrad zu montieren und zu gehen - mit oder ohne Reifen. Jetzt kommt Bewegung in die Sache. Nach dem die Belegschaft merkt, dass wir nicht nur reden sondern handeln, wird mit Feuereifer nach dem fehlenden Reifen gefahndet. 

Am Ersatzrad sind alle Radmuttern festgerostet und Thomas und Joshua müssen mehrere Tricks und viel Muskelkraft aufwenden, diese zu lösen. 

Die marokkanischen Arbeiter dort haben sicher noch nie jemand so schnell Räder wechseln gesehen 😂(ich übrigens auch nicht. Anm. von Conny😂)

 

um 14.30 Uhr rollen wir vom Hof und werden nach 5 Minuten wieder überholt und ausgebremst.....DER REIFEN IST DA!! 

Nach einigem Handeln packen wir den Reifen in unsere Motorradgarage und fahren endlich Richtung Norden. In den Bergen, 30 km südlich von Ouarzazate verbringen wir einen sehr lustigen Abend mit "Kniffel", "Phase 10" und "6 nimmt" und Thomas und Jacob leeren unseren Schnapsvorrat.🤪

Der letzte Tag mit unseren Jungs führt uns auf den sonntäglichen Wochenmarkt in Ouarzazate. Dort decken wir uns mit Obst, Gemüse, Olivenöl, Gewürze und wunderbaren Feigen ein. 

Über den Pass, den wir schon vor einer Woche genommen haben, überqueren wir wieder den Hohen Atlas.

Auf dem selben Parkplatz, auf dem wir unsere erste Nacht zu viert verbracht haben, betanken wir das Wohnmobil mit der Handpumpe mit frischem Quellwasser.

400l = 1,5 Stunden.

Um am folgenden Tag nicht ganz so früh aufstehen zu müssen, beschließen wir, auf dem Flughafenparkplatz zu übernachten.

 

Auf dem Weg dorthin leitet uns das Navi direkt in die Innenstadt!!! Das ist genau der Ort, an dem Thomas niemals mit dem 9m LKW sein wollte.

Am Torbogen zur Medina ist dann endgültig Schluss.

 

Ein junger Marokkaner auf dem Fahrrad lotst uns aus dem Straßengewirr wieder hinaus 150Dh (15 Euro), waren nach obligatorischem Protest dann doch o.k.

 

Um 22 Uhr machen wir die Rollos dicht - der Parkplatz ist hellerleuchtet. Wir sagen uns ein letztes Mal "Gute Nacht" und verbringen eine ruhige Nacht am Flughafen.

 

Am nächsten Morgen verabschieden wir unseren Besuch mit einem lachenden und weinenden Auge. Wir sind traurig darüber, dass die gemeinsame Zeit schon vorbei ist, freuen uns aber nun darauf, in einem langsameren, gemütlicheren Tempo weiterzureisen. 

1483 km sind wir in der Woche mit Jacob und Joshua gefahren.....schließlich wollten wir einiges sehen - jetzt wird es langsamer.

Außerdem sind wir nun, nach 12 Tagen, wieder alleine in unserem rollenden Zuhause. 

 

Der Flughafen von Marrakesch lässt uns noch nicht ganz los......das erzählen wir im nächsten Kapitel.

Über den Hohen Atlas - Auf der Route über den Tizi n`Test

In eigener Sache  - Danke für die vielen positiven Rückmeldungen zu unserem Reisebericht. Wir haben uns über eure Anregungen Gedanken gemacht und hier findet ihr das Ergebnis



Weg sind sie …. 

 

Wir verlassen den Flughafen und 15 km später stehen wir bereits wieder- auf einem Campingplatz - ganz gegen unsere Gewohnheit. Zuvor wurde in einer Werkstatt der Reifen auf die Felge montiert. Thomas wechselt abermals die Räder. Jetzt gibt es wieder ein Ersatzrad und wartet auf seinen Einsatz.

4 Maschinen Wäsche sind fällig. Wir benutzen unsere eigene Maschine im LKW und waschen mit Solarstrom. Großputz im Wohnraum - der Wüstenstaub hat sich überall festgesetzt. Thomas repariert allerlei Kleinigkeiten. 

Am Nachmittag machen wir uns noch zu Fuß auf den Weg und erkunden die Gegend. Uns ist es definitiv zu laut und nicht zum ersten Mal fragen wir uns, warum so viele Menschen den Campingplatz einem einsamen Platz im Nirgendwo vorziehen. 

 

Abends haben wir noch eine Videokonferenz mit Kollegen und unserem Team. Es ist schön, bekannte Gesichter zu sehen.

 

Und dann..... Da der Hotspot nicht mehr gebraucht wird, schaltet Conny das erste Mal seit wir in Marokko sind ihr Handy aus - nicht ohne Folgen.

 

Morgens soll das Handy wieder empfangen - anschalten - PIN eingeben - falsch - noch mal - falsch - noch mal - falsch - "die SIM Karte ist deaktiviert, bitte geben Sie Ihre PUK ein oder kontaktieren Sie Ihren Mobilfunkanbieter"...….

O.K. wo ist der nächste Maroc Telecom Laden? Richtig! AM FLUGHAFEN in Marrakesch.

Na dann, zurück zum Start.🙈

 

Wir kaufen nochmals eine neue SIM Karte, PIN und PUK werden ordentlich verstaut und jetzt lassen wir den Flughafen endgültig hinter uns.

 

Unser Ziel ist es, unser Reisetempo zu reduzieren und uns einfach treiben zu lassen. Wir nehmen Kurs Richtung Tizi n`Test. Der Pass ist 2099m hoch und führt uns westlich am Nationalpark Toubkal vorbei.

 

Unser Weg führt uns durch die "Gorges de Moulay Brahim". Wir rasten am Fluss, nebenan grillt eine marokkanische Familie. Als wir gerade mit dem Essen beginnen läuft ein Mann mit einer Tüte voller Brote vorbei. Wir denken, dass er das Brot verkaufen möchte und fragen ihn nach 2 Fladen. Bereitwillig reicht er uns das Brot und als Thomas den Geldbeutel öffnet und bezahlen möchte, winkt er ab. 

Wir beobachten, wie er zu der grillenden Familie geht und wir erkennen, dass das Brot für die Familie ist und der Mann das Familienoberhaupt.

Etwas später kommt seine Frau mit zwei Fleischspießen um uns diese anzubieten. Wir lehnen dankend ab "nous sommes végétariens".

Wir sind wieder mal sehr beeindruckt von der Offenheit und Gastfreundschaft- hat ein Marokkaner so etwas je in Deutschland erlebt? Wir empfinden unser eigenes Verhalten als beschämend. Wir nehmen uns hier nicht aus.

Nach dem Mittag fahren wir die Schlucht weiter hoch und finden einen schönen Platz oberhalb eines Trockenflussbettes mit Blick auf die schneebedeckten Berge. Sogar einen Bolzplatz gibt's hier.

Hier richten wir uns häuslich ein. Ganze 50 km weit sind wir heute gekommen.

In dem Flussbett sehen wir weiße Felder, und unsere Neugierde ist geweckt.

Wir steigen hinunter und entdecken eine Saline.

Heute ist Silvester - wir schalten um 23 Uhr das Licht aus. Irgendwie ist das schon eine Tradition bei uns, wir haben sogar die Jahrtausendwende verschlafen.

Das neue Jahr beginnt gut ausgeschlafen und ganz schön kalt. Im Moment ist es abends lange hell, bis knapp 20 Uhr. Dafür warten wir morgens bis ca. halb neun auf die Sonne. Da wir im Hohen Atlas sind, sind die Morgen erfrischend kühl, oft nur ein bisschen über dem Gefrierpunkt. Heute haben wir so lange geschlafen, bis die Sonne schon fast über dem Berg ist. Eine kurze Pipirunde für Tuna und schon kann unsere Yogastunde in der Sonne beginnen.

 

Wir verbringen den ganzen Tag an diesem Platz und gehen eine große Runde durch die umliegenden Dörfer spazieren. Wir genießen die Ruhe, die Aussicht und das Leben.

Conny verbringt einige Zeit in der Küche und es gibt leckere Zitronenmuffins zum Kaffee. Gerade als wir sitzen kommt ein Mann vorbei, der in der Saline mit ein paar Kollegen Steine auf einen Laster aufgeladen hat. Wir bieten ihm einen Muffin an, den er sehr gerne im Tausch von drei Walnüssen und einer Mandel nimmt.

 

Heute werden wir 5x besungen. Da zwei Moscheen in unmittelbarer Nähe sind ist der Ruf eher ein Kanon.

 

Beim Kochen und Backen zieht plötzlich eine Herde Ziege am Küchenfenster vorbei. Sie freuen sich über Gurkenschalen und Paprikareste, die wir gestern als Biomüll unter das Gebüsch gelegt haben.

Eine mobile Zapfsäule - sehr praktisch. Es kann Bleifrei und Diesel getankt werden. Hinter der Zapfsäule befindet sich der Tank (sehr klein) und darin befindet sich der Sprit. Wir sind uns sicher, dass unser 200 Liter Tank hier eher nicht voll getankt wird. 

Das passt ganz gut zu der Menge, wie hier Zigaretten verkauft werden. Diese kann man auch einzeln kaufen. Wahrscheinlich kauft man hier auch Sprit nur in kleinen Dosen.

Wenn wir spazieren gehen, halten wir immer nach unserem Zuhause Ausschau.... findest du es?

"Nur noch einen Schönen".....ja,ja, und irgendwann sind wir überladen, weil es hier so viele schöne Steine gibt.

Morgens fahren wir wieder ein Stück zurück (nein - nicht nach Marrakesch), sondern bloß bis Asni.

Asni ist ein Bergdorf von dem aus es in den Nationalpark Toubkal geht. Im Sommer ist dieser Bergort eine Rückzugsort für die überhitzten Bewohner Marrakeschs. 

Obwohl wir, wie immer😂, nichts brauchen, gehen wir zuerst einmal auf den Markt.🤦

Wir fahren in das Tal, dass uns nach Imlil führt. Von dort aus können Touren zum höchsten Berg Marokkos und Nordafrikas, dem Jbel Toubkal, 4167m, begonnen werden. Das Dorf ist sehr eng. Keine Park- oder Wendemöglichkeiten, und schon gar nicht für einen 9m langen 7,5 Tonner. Thomas sieht sich schon mehrere Kilometer im Rückwärtsgang durch enge Gassen fahren. Schließlich gibt es dann doch eine Stelle zum Wenden. Wir fahren wieder zurück, durch das Dorf. Nicht nur einmal gleicht das dem Einfädeln eines Fadens in ein Nadelöhr. Unser rechter, vorderer Blinker muss mal wieder dran glauben. (Den ersten haben wir in Italien eingebüßt).

Am Ortseingang finden wir dann schließlich eine Möglichkeit am Straßenrand zu parken.

 

Conny braucht dringend Schnürsenkel und steuert den ersten Laden mit Wanderausrüstung an. Das Sortiment ist ein bisschen unerwartet....

 

Wir schlendern durch das Dorf, sehr malerisch aber touristisch voll erschlossen.

Am Nachmittag kehren wir an "unseren" Platz zurück um dort die dritte Nacht in Folge zu verbringen. Mittlerweile sind wir voll integriert und unser nächster Nachbar stattet uns einen Besuch ab. Er übergibt uns einen Beutel Petersilie und zeigt uns, wo er wohnt, falls wir etwas brauchen. Als Gegengabe erhält er eine Aubergine, eine Orange und ein Mangogetränk. So freundlich und einfach kann das Leben sein.

In der Dämmerung kommt eine Herde Ziegen vorbei - der Zeitpunkt ist eher schlecht gewählt.

Mit den Datteln vom Markt bereitet Conny vegane Schokolade zu.....

MEGALECKER.

 

Ein genaues Rezept gibt es leider nicht, weil keine Waage an Bord ist, aber so ungefähr.....

200g Kakaobutter schmelzen, eine kleine Prise Salz und ein bisschen Lebkuchengewürz unterrühren. Eine kleine Hand voll Nüsse zerbröseln und dazugeben. 3 Esslöffel Kakao und 6 bis 8 kleingeschnittene Datteln mit einem großen Löffel Nussmus unterrühren.

 

Am besten in kleine Pralinenformen füllen und kaltstellen und GENIEßEN

Morgen solls weitergehen, also werden heute noch Reiseführer und Karten gewälzt.

Den nächsten Tag beginnen wir sehr entschleunigt. Wir stehen erst um halb neun auf und starten den Tag mit Duschen, Teetrinken und eine kleine Tunarunde. Danach machen wir das Wohnmobil startklar. Conny rührt noch einen Brotteig für heute Abend an, bevor wir nur einen Kilometer weit fahren um an der nächsten Moschee Trinkwasser zu tanken. 

Wir haben schon vorgestern diese Wasserstelle gesehen, an der auch ein Becher steht - ein untrügliches Zeichen für Trinkwassser

Unser Tagesziel heißt Tin-Mel und liegt nur etwa 30 km entfernt. Tin-Mel ist eine der beiden marokkanischen Moscheen, die für Nichtmuslime geöffnet sind. Sie ist nicht mehr in Betrieb und bot früher 600 Gläubigen Platz. Erbaut wurde sie 1162, die dazugehörige Stadt wurde bei einem Dynastiewechsel zerstört. Die Moschee wurde aber verschont, da sie heilig war. Für das nach und nach gewachsene Dorf war sie zu groß, sodass dort eine kleinere Moschee erbaut wurde. 

Das Minarett ist leider zusammengefallen, so dass die Moschee eher wie eine Festung aussieht.

In diesem Bogen steht der Geistliche, der die Gebete spricht. Die Akustik darin ist wirklich sehr gut.

Die Hälfte der Moschee war früher überdacht. Wie uns der Wärter versicherte sind die Löcher an der Außenmauer keine Einschusslöcher, sondern Löcher vom Gerüstbau während der Renovierung. Mit einem Zwinkern setzte er hinzu...."heute freuen sich die Vögel über die Löcher".

Wir haben beim Lustwandeln mehrere Male ängstlich zu den Deckenverzierungen geschaut und wir sind uns ziemlich sicher, dass dieses Gebäude in Deutschland für Publikum geschlossen wäre oder jeder Besucher einen Helm bekommen würde. 

Beim Zurücklaufen kehren wir in ein Restaurant ein, in dem es, wie sich herausstellt, nichts außer Tee und Wasser gibt. Dafür die weltgrößten Zuckerwürfel.

Beim Bezahlen wird es dann noch kurioser....der Wirt hat kein Wechselgeld. Am Ende geben wir ihm für zwei Tees 100Dh (10 Euro) - Inschallah🤷

35 km/h ist unsere Reisegeschwindigkeit, den Pass hinauf. Hinter jeder Kurve warten atemberaubende Ausblicke, steile Felswände und tiefe Abgründe. Auf einem Bergrücken thront eine Schule, wie immer in Pastellfarben gestrichen, und erinnert daran, wie beschwerlich so mancher Schulweg ist.

Ein ausgetrocknetes Flussbett mahnt uns, achtsam mit Wasser umzugehen. 

An einem verlassenen Restaurant, am Rand eines winzigen Dorfes, machen wir halt für die Nacht und werden vom Besitzer des einzigen Cafes eingewiesen. Wir trinken dort Kaffee und er packt seinen Berberschmuck zum Verkauf aus. Nach zähem Handeln wechselt ein silberner Armreif seinen Besitzer.

Auch einige Kleiderspenden finden hier einen freudigen Abnehmer.

 

Das Handeln in Marokko hat eine lange Tradition und für uns Europäer erfordert es etwas schauspielerisches Training um mithalten zu können.

Besonders gut ist es, zwei Gefühls"ausbrüche" in petto zu haben....


1. Gleichgültigkeit - ach, die Ware ist zwar schön, aber mir nicht so wichtig.


2. Vollkommene Entrüstung - WIE BITTE??? NIE im Leben bezahle ich den Preis!!!


Damit steht einem erfolgreichen Feilschen nichts mehr im Weg. Wichtig....der Marokkaner seinerseits ist auch völlig von den Socken, dass man selbst nur so wenig bezahlen möchte (erstes Gegengebot ist ca. die Hälfte vom Startpreis). Einigung erfolgt dann etwas bei 2/3 des ersten Preises und alle sind zufrieden....Andere Länder - andere Sitten.

Und was macht man mit einem Beutel Petersilie?

 

Zufällig entdeckt Conny in einer mitgenommenen Zeitschrift ein Rezept für ein veganes Zupfbrot mit Petersilienpesto.

 

Es schmeckt so phänomenal gut, dass Nachmachen unbedingt erlaubt ist.

In der Nacht haben wir einen Heizungsausfall - ganz schlecht bei 3 Grad Außentemperatur. Die Fehlermeldung lautet "Ventilatorausfall", "Gasausfall". Conny recherchiert im Internet und wir entwickeln einige Ideen, an was es liegen könnte. Am ehesten denken wir, dass es am Gas liegt.

 

Für alle Camper kommt jetzt eine wichtige Weisheit:

Zum Betreiben von Gasherd, -Heizung und -Kühlschrank wird in Deutschland ein Propan/Butan Gemisch angeboten (übrigens als LPG an der Tankstelle erhältlich). Wir haben einen Gastank, der an allen LPG Tankstellen betankt werden kann. Da es in Marokko solche aber nicht gibt, haben wir uns eine hiesige Flasche gekauft, die wir abends, sobald wir unseren Platz gefunden haben, anschließen. Damit sparen wir unser Gas im Tank und können dies tagsüber benutzen um nicht immer mit der Flasche hantieren zu müssen. 

Die marokkanischen Flaschen enthalten nur Butan, das verdampft ab 0 Grad nicht mehr. Da die Flasche fast leer war verdampfte der Rest noch schlechter. Nach dem wir unseren Tank angeschlossen hatten, funktionierte alles wieder. Tja, Marokko ist einfach nicht auf Winter eingestellt.

Wir starten vor Sonnenaufgang und fahren der Sonne und dem Pass entgegen.

Am Pass gehen wir laufend der Sonne entgegen. Der Spaziergang artet in der Länge etwas aus, obwohl wir nur Croqs anhaben. Wie immer wollen wir nur noch kurz hinter die nächste Kuppe oder die nächste Kurve schauen.

 

 

Wir stehen im Hohen Atlas auf einem Pass und sind einfach dankbar dafür, dass wir diese Möglichkeit haben. 

Wir nehmen die Abfahrt in Angriff. Sie ist unglaublich schön, in unzähligen Serpentinen bremsen wir uns an steilen, unbefestigten Abhängen ins Tal. 

 

Die Straße ist sehr schmal und an den Rändern nicht befestigt. Oft geht es ohne Leitplanke senkrecht in die Tiefe.

Wir erreichen die Sousseebene und suchen und finden einen schönen Schlafplatz an einem Stausee. Eine Schlafplatzsuche ist immer ziemlich spannend.

Zuerst schauen wir auf der Karte, wie weit wir in etwa noch fahren werden. Dann suchen wir nach geografischen Besonderheiten, Berge, Täler, Flüsse, Seen.....

Tja, und dann geht's ans Eingemachte:

 

https://youtu.be/2M1ExpiCD9Q

 

Eine Landschildkröte besucht uns noch, ansonsten ist es himmlisch ruhig.

Der Antiatlas oder wie erfriert man in Marokko?

Ein Tag am  See.....

morgens starten wir zu Fuß, zuerst durch Felder, an einer Ruine vorbei, hoch zu einem Sendemast. 

Unser Weg führt uns an unzähligen Arganbäumen vorbei.

 

Die Arganölproduktion hat in Marokko eine sehr lange Tradition. Arganbäume gibt es ausschließlich in Marokko und das Öl wird in die ganze Welt exportiert. Einerseits eignet sich das Öl als Haut- und Haarpflege, geröstet schmeckt das Arganöl sehr gut in Süßspeisen.

Es gibt ein sehr leckeres "Berbernutella" in Marokko, es heißt "Amlou" und wird aus Mandelmus, Datteln und Arganöl hergestellt. Wir selber haben das Arganöl schon in unserer selbstgemachten Schokolade verarbeitet.

 

Arganbäume werden in Marokko aufgeforstet, um das Fortschreiten der Sahara zu verhindern (Desertifikation).

 

Die Arganölherstellung war schon immer in Frauenhand. Mittlerweile gibt es viele Kooperativen, die von Frauen geführt werden. Diese bieten Frauen eine Möglichkeit, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften.

 

In Arganbäumen sieht man immer wieder Ziegen sitzen, die dort die Früchte essen. Dies gehört sozusagen zur Verarbeitungskette😅.

Die Ziegen verdauen die steinharten Früchte und sch…… den Kern der Früchte wieder aus. Die Frauen lesen die Kerne zusammen, reinigen sie und daraus wird das Öl gewonnen - zumindest in der traditionellen Arbeitsweise.

 

Heute gibt es auch schon den direkten Weg - von der Frucht zum Kern, ohne Ziege.😉

 

Mühsam ist die Erntearbeit, da der Baum ein einziger Dorn ist.

 

Immer wieder sehen wir Steine die in den Arganbäumen auf Astgabeln liegen. Die verfressenen Ziegen würden einen Baum kahl fressen und dieser würde dann sterben. So sorgen die Hirten mit Steinwürfen dafür, dass die Ziegen die Bäume auch wieder verlassen. Wir haben gelesen, dass in Marokko jeder Arganbaum einen Besitzer hat.

Es geht am Bergrücken entlang mit phantastischen Ausblicken in die Sousseebene. Ein Seitenarm des Sees hindert uns am Erreichen unseres Ziels und so können wir das verlassene und halbzerfallene Dorf nur von weitem fotografieren.

Zurück geht's am Seeufer.

Wieder am Wohnmobil angekommen, duschen wir und waschen noch eine Maschine Wäsche.

 

Wir lieben diesen Luxus....

Jahrelang sind wir ohne Klo und ohne Dusche verreist. Eine Waschmaschine gabs höchstens einmal auf dem Campingplatz.

 

Als wir den LKW umgebaut haben, haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie viel Luxus muss sein? Da der LKW unser alleiniges Zuhause werden soll, haben wir uns für fließend kaltes und warmen Wasser plus Dusche, eine Heizung inclusive Fußbodenheizung und eine Waschmaschine entschieden - und natürlich ein Klo - eine Trocken-Trenn-Toilette (dazu später mehr).

 

Über die Vorteile einer vernünftigen Heizung und einer warmen Dusche, brauchen wir keine Worte verlieren.

 

Wäsche waschen an Bord ist schlicht und ergreifend genial!!!  Wir waschen mit Solarstrom und unser Toplader hat eine Ecoaquataste, mit der wir nicht viel Wasser verbrauchen. Warum ist das Waschen, wo immer wir stehen so prima?

Alternativ dazu wäre

- das Waschen mit Hand -keiner von uns hat Lust dazu.

- das Waschen auf dem Campingplatz - wir meiden Campingplätze lieber und wissen aus Erfahrung, dass die Maschinen dort oft teuer und schlecht sind.

- das Waschen in Waschsalons - diese gibt es nur selten und wenn dann in großen Städten. Könnt ihr euch vorstellen, wie wir mit unserem 7,5 Tonner durch eine Großstadt fahren, einen Waschsalon suchen und dann direkt davor einen Parkplatz finden?

 

ALSO.....Das Waschen vor Ort im Camper ist genial!!

 

Am Abend haben wir anlässlich Connys Geburtstag eine Videokonferenz mit unseren Jungs.

 

Nach einem Abendspaziergang bei dem Tuna einen riesigen Knochen findet haben wir noch eine Arbeitsvideokonferenz mit unserem Team.

 

Das Internet funktioniert mal wieder wunderbar und wie so oft können wir das kaum fassen.

Taliouine ist unser erstes Ziel am nächsten Morgen.

Der Ort ist Zentrum des marokkanischen Safrananbaus. Safran ist das teuerste Gewürz der Welt und wird aus einer Narzissenart gewonnen. Wir schlendern durch den Ort. Kaufen Brot, Obst und Gemüse - kein Safran. 

Taliouine hat unzählige Safranläden und ein offizielles Zentrum, in dem auch die Echtheit und Reinheit des Safrans getestet wird. Am Eingang finden wir ein Schild mit dem selben Text in drei Schriftarten: Latein, Arabisch und Berber.

Auf unserem Weg nach Osten, den höchsten Gipfeln des Antiatlas entgegen, sehen wir einige Menschen mit ihren Mauleseln und eine wunderschön bemalte Schule.

 

Je höher wir kommen, um so beißender wird der kalte Wind. Die Menschen sind in mehrere Lagen Mäntel und Tücher gehüllt und wir versuchen uns auch vor dem Wind zu schützen.

Im Reiseführer haben wir gelesen, dass die Analphabetenrate im Antiatlas bei 75% liegt.

Einige Kilometer nach Taliouine verlassen wir die Nationalstraße um auf einer kleineren Straße nach Tazenakht zu gelangen. An einem Ziehbrunnen parken wir, waschen noch eine Maschine Wäsche und füllen den Wassertank. Wir beschließen, die Nacht hier zu bleiben. Conny hat eine Erkältung und möchte unbedingt einen Mittagschlaf machen. Die Luft in Marokko ist so trocken (oft nur 20%), das stellt eine große Herausforderung für alle (Schleim)häute dar. Wir sind beide heftig am cremen und schmieren aller Häute. 

 

Thomas repariert unseren Abwasserschlauch..... es gibt immer ein paar Kleinigkeiten zu tun.


https://youtu.be/-e2GlczC6Mg

Bei einem Spaziergang erkunden wir die karge Landschaft und erfreuen uns an der Stille.

Abends haben wir wieder eine Videokonferenz. Für uns sind diese Konferenzen echte Highlights - sie verbinden uns immer wieder mit zu Hause.

 

Wir machen uns immer wieder Gedanken darüber, was ist der Unterschied zwischen "Urlaub" und "Reisen".

Wir kommen zu folgendem Ergebnis:

 

Reisen dient nicht (nur) der Erholung. Wir tauchen tief ein in das Land in dem wir uns befinden. Wir meiden bewusst die ganz großen touristischen Attraktionen sondern lassen uns ein auf den Alltag und die örtlichen Gegebenheiten. Wir wollen lernen und verstehen. Unser Ziel ist es, ein Leben zu führen, von dem wir keinen Urlaub mehr brauchen.

Unsere tägliche "Arbeitszeit" beträgt ca. 2 Stunden. Dies umfasst die Arbeit mit unserem Networkunternehmen, das Pflegen der Homepage, Connys Therapiesitzungen, das Verbinden über soziale Netzwerke.  Den Rest des Tages lassen wir uns treiben und versuchen wahr- und aufzunehmen, was um uns herum geschieht.

 

Beim Reisen gibt es alltägliche Herausforderungen, die wir meistern und an denen wir wachsen. Das sind Dinge wie "Wo bekommen wir unser nächste Ladung Trinkwasser her?", "Welcher Platz wird unser heutiger Platz an dem wir (gut) schlafen?", "Wie groß sind unsere Vorräte an Lebensmitteln?", "Haben wir noch genug Gas / Diesel?", "Reicht der Strom zum Wäsche waschen und Laptop laden?", "Reicht die Internetverbindung zum Arbeiten?"......

Wir lieben diese täglichen Herausforderungen, weil sie uns wieder zurückbringen und etwas sehr Ursprüngliches haben.

 

Abends schauen wir uns noch den neuesten Film auf unserem Lieblings YouTube Kanal an...….

Der nächste Morgen beginnt eiskalt. 4,5 Grad draußen und dazu ein absolut eisiger, starker Wind. Wir wollen überhaupt nicht raus. Aber.....die Gasflasche muss verstaut werden, das verbrauchte Wasser vom Duschen wollen wir noch einmal ersetzen, Tuna muss auch ein paar Meter laufen. Durchgefroren steigen wir in die Fahrerkabine, starten den Motor und freuen uns darauf, dass es warm wird. 

 

Wir schauen auf unsere HöhenmessApp und sind überrascht: 1800m ü NN - kein Wunder, dass es so kalt ist.

Gemütlich tuckern wir die kleine, gut ausgebaute Straße entlang und freuen uns an der Oase, die als grüner Fleck in Mitten schwarz und grau und braun auftaucht. Urplötzlich endet der Asphaltbelag - ohne Vorwarnung, von einem Meter auf den Anderen. Wir denken uns, dass wir mal um die nächsten Ecken schauen, vielleicht beginnt der Asphalt ja auch wieder.

 

https://youtu.be/pEJB9YLzdnw

Vor dem zweiten Dorf ist Schluss.

Das rechte Vorderrad steht auf einem Steinbankett, neben dem es 4 Meter den Abhang hinunter geht und das wegzurutschen droht. Links ist Fels. 

Thomas rangiert vor und zurück. Wir füllen den kompletten Weg aus. Conny schaut zum Beifahrerfenster hinaus und sieht, wie die Steine sich unter dem rechten Vorderrad lösen und abrutschen. Der Stresspegel in der Fahrerkabine steigt und die Ratlosigkeit machen sich breit. Wenn wir nur einen Meter rückwärts fahren, wird der Weg wieder breiter und wir sind wieder sicher. 

"Augen zu und durch" - Thomas gibt beherzt Gas, der Meter ist geschafft. Wir stehen wieder sicher mit allen Reifen auf dem Weg und auch die Felsen haben uns den Koffer nicht aufgerissen.

 

Jetzt heißt es rückwärts fahren, bis zur nächsten Wendemöglichkeit - das sind einige hundert Meter und geht besser als gedacht.

 

Als wir gerade rumdrehen, hält ein LKW neben uns. Wir machen mit Hilfe des Navis verständlich, wohin wir möchten und er zeigt uns eine andere Piste. Diese geht aber erst einmal durch eine Baumallee und da passen wir nicht durch.

 

Also....32 km zurück zur Nationalstraße.

 

Aufgrund des eisigen Windes entscheiden wir, den Antiatlas schneller als geplant hinter uns zu lassen.

Wir fahren durch unglaubliche Landschaften: riesige, flache Hochebenen und weite Täler in denen kein Grashalm wächst.

In Tazenakht biegen wir Richtung Süden nach Foum Zguid ab. Die Straße führt uns immer wieder durch Oasen, in denen Dattelpalmen und kleine, bewässerte Felder für wohltuendes Grün sorgen.

 

Uns wird nicht zum ersten Mal bewusst, dass unsere Vorstellung einer Oase bisher nicht der Realität entsprach. Wir hatten immer die Vorstellung von einem mehr oder weniger großen Wasserloch mit ein paar Kamelen und Zelten drum rum. Bestimmt gibt es diese Oasen auch. Was wir aber immer wieder sehen sind Dörfer, die in einem Flusstal entstanden sind,  wo Palmen wachsen und Gärten bewirtschaftet werden. Diese Oasen können einige hundert Meter oder einige Kilometer lang sein.

In einem weiten Tal stehen wir für den Rest des Tages und die Nacht. Einzelne Bäume und Büsche vermitteln den Eindruck, es könnten gleich Giraffen auftauchen. Der Wind ist auch abgeklungen und wir sitzen entspannt draußen. 

Unsere Ruhe endet, als ein Mann auf einem Moped bei uns anhält. Er zückt einen Ausweis, darauf ein Mann in Uniform. Da der auf dem Moped sein Turbantuch um das Gesicht gewickelt hat, hätte das auch jeder andere sein können🤷.  Er spricht nur arabisc, malt mühsam unser Kennzeichen, Mercedes Benz und Atego ab, von rechts nach links, versteht sich.

Mit Connys Übersetzer App klärt sich der Sachverhalt etwas. Er ist sowas wie der Dorfvorsteher / Bürgermeister. Letztendlich hat er uns auf seinem Territorium begrüßt und wir können unbesorgt stehen bleiben.

 

Zur Zubereitung des Abendessens wird wieder einmal unsere große Küche komplett in Beschlag genommen - gut, dass wir so gut ausgestattet sind.

 

Wir sind jetzt Luftlinie 70 km nördlich von Algerien und bisher 5057 km gefahren...…..

Entlang der algerischen Grenze Richtung Westen

Unser Ziel morgens ist Foum Zguid, unterwegs fahren wir noch mal oberhalb einer Oase vorbei und an einem Friedhof. Ehrlich gesagt wissen wir nicht, ob dort tatsächlich Menschen begraben sind, oder ob die Steine alleine der Erinnerung dienen.

In Foum Zguid decken wir uns für meherer Tage mit Obst und Gemüse ein. Im Ort sehen wir eine Kasbah. Kasbahs sind ummauerte Anwesen mit einem oder mehreren Häusern. Zu Beginn fanden wir die hohen Mauern eher befremdlich. Aber nach dem ersten erlebten Sandsturm, bei unserer Reise 2017, war uns klar, dass diese Mauer, so wie die Bekleidung der hiesigen Bevölkerung sehr sinnvoll ist. An den Mauern türmen sich immer wieder hohe Sandhügel und es ist einfach zu sehen, dass sie dem Schutz dagegen dienen.

Nach dem Ort biegen wir auf eine Geröllpiste ab, die zum "Lac de Iriki" in ca. 50 km Entfernung führt. Die Geschwindigkeit auf der Piste schwankt zwischen 5 und 15 km/h, Geröll wechselt sich mit Sand und Waschbrett ab. Marokkaner kommen uns auf Mopeds entgegen und raten uns, die Piste ein Stück weiter westlich zu nehmen. Wir folgen ihrem Rat, fahren ein kurzes Stück zurück, biegen dann ab, bis wir auf der genannten Piste sind. Unser Mittagessen nehmen wir mitten auf einem breiten Stück der Piste ein. Es fühlt sich irgendwie witzig an, einfach anzuhalten und zu parken.

18 km und 2,5 Stunden weiter parken wir. Unterwegs hat es die Halterungen vom hinteren Stoßfänger verbogen, als wir aufgesessen sind, daran ist jetzt nichts zu ändern. Die losvibrierten Halterungen der Sandbleche wieder nachziehen geht problemlos. Am abgebrochenen Kupplungshebel der Enduro ist ein bisschen basteln und feilen angesagt. Mit der wollen wir morgen die restlichen 30 km zum See zurücklegen. Die Strecke ist für unseren LKW eine echte Quälerei, zumal wir das alles wieder zurückfahren müssen. 

Um halb zehn fahren wir los. Es ist noch ziemlich kalt auf dem Motorrad. Nach 11 km halten wir am Fuß eines Hügels und laufen hoch. Dort ist tatsächlich ein Haus und es wohnt auch jemand da. Zurück an der Enduro wartet ein Marokkaner auf einem - richtig geraten - Moped auf uns. Auf französisch erklärt er uns, dass wir ihm folgen können. Er kennt die beste Piste und auch das beste Restaurant am Ziel. Nach dem wir uns vergewissern, dass sein Angebot "gratuit" ist, nehmen wir an und folgen ihm auf der staubigen Piste. Die Geschwindigkeit auf der Enduro schwankt zwischen 50 und 70 km/h. 

Nach zwei Stunden hält er an und erklärt uns, dass das der See ist - Sand, nichts als Sand.

Früher war das alles Wasser, seine Großeltern kennen ihn noch gefüllt. Doch seit 1940 ist der See trocken. Da wir diese Tatsache in keinem Reiseführer gefunden haben, drängt sich der Verdacht auf, dass die Autoren alle nicht hier waren, sondern einer vom anderen abschreibt, oder dass die Reiseführer vor 1940 entstanden sind🤷

 

Nach einer weiteren halben Stunde und jetzt insgesamt 48 km halten wir an einem Restaurant mitten in der Wüste. Witzigerweise heißt das Restaurant "Titanic". Wir bestellen marokkanischen Salat und Tajine. Es schmeckt hervorragend, preislich ist wohl der Guidezuschlag enthalten. 

 

 https://youtu.be/MEBqHCzwImU

 

Ab und zu fahren Offroadfahrzeuge an uns vorbei.

Connys Jacke hat ziemlich viel Staub abbekommen und sie fragt sich, wie ihr Hinterteil die Rückfahrt überleben soll.....🤪🤦

 

Zum Schluss dürfen wir noch einen Blick in die Küche werfen.

Auf dem Rückweg halten wir an einem Ziehbrunnen und schöpfen Wasser. Die Eimer sind, wie beim letzten Brunnen, aus alten Autoreifen hergestellt.

 

Um halb fünf und 100 km sind wir wieder zu Hause. Thomas möchte noch ein bisschen solo fahren. Nach 200 m rutscht ihm die Enduro auf dem Geröll weg. Das wars dann mit dem 2. Kupplungshebel.

Am nächsten Morgen rumpeln wir wieder raus aus der Wüste. Kurz bevor wir auf die Nationalstraße einbiegen, müssen wir noch einen Militärposten passieren.

Der möchte einen Pass sehen, trägt etwas in ein Buch ein (handschriftlich in ein Papierbuch) und frägt, vielleicht als Belohnung für seine Bemühungen, sehr höflich nach ….BIER.

Da wir damit nicht dienen können, geht's auch so. 

 

Wir genießen den Asphalt auf der Nationalstraße und freuen uns über eine Reisegeschwindigkeit von 60 bis 70 km/h und sind der Meinung, dass das schnell genug ist. Gegen Mittag fahren wir noch einmal eine Piste, um einen Platz zu finden. Da der Weg zu schlecht ist, kehren wir um. Plötzlich ein lauter Knall - Reifen Nummer 2 hat sich verabschiedet. Das Problem ist das Geröll, das sich zwischen die Zwillingsbereifung hinten klemmen kann und dann die Seitenwände der Reifen aufschlitzt. Außerdem sind die Reifen schon alt. 

Thomas montiert wieder das Ersatzrad, dabei stellt er fest, dass der innere Reifen auch schon ein "Ei" hat, dieser muss auch ersetzt werden. 

Während Thomas am Hantieren ist, nutzt Conny die Zeit ihre Mails abzuarbeiten. Sofort ist ein Marokkaner auf seinem - ihr wisst schon was - da.

Er bietet seine Hilfe an, doch Thomas ist schon in Übung und ruckzuck fertig. Dafür kommen noch ein Mann auf einem Fahrrad und eine Junge zu Fuß vorbei - endlich ist mal was los hier.....

Trotz allem fahren wir entspannt weiter bis ca. 50 km vor Tata, wo wir am Rand einer Oase stehen. Tata hat ca. 70000 Einwohner, da wollen wir morgen versuchen, die Reifen zu bekommen. Heute ist Freitag, da geht, wie wir vom letzten Reifenplatzer wissen, sowieso nichts.

 

Wir nehmen uns die Zeit unser "Büro" auf den neusten Stand zu bringen - und sind wieder einmal sehr, sehr dankbar und glücklich, in dieser Umgebung, bei freier Zeiteinteilung arbeiten zu können. 

 

Abends schlendern drei Araber vorbei, die einige Bilder von unserem Fahrzeug machen, der Vollmond zaubert wunderschöne Farben an den Himmel.

Am Abend gibt's wieder einen super leckeren (veganen) Nachtisch.....

 

Man nehme:

200g Cashewbruch und weiche sie für ca. 4 Stunden in kaltem Wasser ein und gieße sie dann ab.

Jetzt braucht man das "Harte" aus einer großen Dose Kokosmilch (Kokoswasser und Kokosmark trennen sich am besten, wenn man die Dose vorher für ein paar Stunden in den Kühlschrank stellt).

Beim Trennen, das Kokoswasser auffangen.

Eingeweichte Cashewkerne, Kokosmus, ca. 300g Himbeeren (TK oder frisch) und den Saft einer Zitrone in einen Mixer geben und mixen.

Bei Bedarf Kokoswasser und zum Süßen Zucker zugeben.

Es entsteht ein grandios leckerer, cremiger Nachtisch auf den noch ein paar Kokosflocken gestreut werden können.

Guten Appetit

 

Das restliche Kokoswasser kann getrunken werden oder zum Kochen verwendet werden.😋😋😋😋😋

Heute Morgen kommen zum ersten Mal die Sandbleche zum Einsatz. Nur die obere Bodenschicht ist fest, gleich darunter wird es sandig. 

Mit dem Klappspaten graben wir den Sand hinter den Rädern weg und können dann die Sandbleche auf den Boden legen. Eine wahrlich staubige Angelegenheit - es funktioniert und beim ersten Versuch stehen wir wieder auf festem Grund.

Wir sind unterwegs Richtung Tata, als 27 km vor der Stadt ein mittlerweile bekannter Knall uns aufschrecken lässt. Damit hat sich die Frage, wie lange der Reifen mit dem "Ei" noch hält, beantwortet. Wir zittern uns nach Tata, weil wir ja kein Ersatzrad mehr haben und hinten nun auf drei Rädern fahren. 

Der Reifenhändler und sein Sohn sind sehr sympathisch. Der Vater telefoniert um unsere Reifengröße zu organisieren und kann uns nach wenigen Minuten mitteilen, dass heute Abend um 20.30 Uhr eine Lieferung aus Agadir ankommt, bei der auch unsere beiden Reifen dabei sind. 235€ pro Stück sind zwar etwas teurer als in Zagora, aber wir haben ein gutes Gefühl und verabreden uns für morgen früh zwischen 9 und 10 um die Reifen zu montieren.

Wir entschließen uns, auf den Campingplatz gleich hinter der Stadt einzuchecken. Wir wollen auf keinen Fall weiter herumfahren ohne die beiden fehlenden Räder.

 

Nachmittags laufen wir zu Fuß über den Markt und heben Geld für die Räder ab. Das geht nur häppchenweise, weil wir immer nur 2000DH (190€) abheben können. Wir haben ja eigentlich 2 EC Karten dabei, aber Conny ist im totalen Offmodus und hat ihre PIN vergessen. Die 4 Ziffern sind noch präsent, aber in welcher Reihenfolge??? Zwei Varianten probiert sie aus, falsch und falsch. Zum Glück arbeitet Jacob nebenher bei der Bank und kann die beiden Versuche am Montag löschen....dann können die nächsten beiden versucht werden.

 

Tuna darf noch ein paar Runden im Fluss schwimmen. Im Hintergrund sehen wir die Ksar von Tata. Die Ksar ist die Altstadt.

Am Berg über dem Campingplatz sehen wir den uns schon bekannten Schriftzug. In fast jedem Dorf und jeder Stadt findet sich dieser Schriftzug. Er bedeutet, von rechts nach links gelesen, "Gott - König - Vaterland".

Beim Spaziergang über den Campingplatz entdeckt Thomas eine kleine Dattelpalme, die noch Früchte trägt - getrocknet zwar, aber sehr lecker. 

Wir füllen uns die Taschen. Der marokkanische Nachbar - vielleicht auch der Campingplatzbesitzer - lädt uns in seinen Garten ein und präsentiert stolz seine Ernte. Mit einer Handvoll Radieschen und einem Bund Petersilie werden wir beschenkt und ziehen glücklich von Dannen.

 

Dattelpalmen werden bis zu 100 Jahre alt. Es gibt männliche und weibliche Bäume. Auf 100 weibliche Bäume kommen ca. 3 männliche. Da es hier wenig Insekten gibt, werden die Bäume oft vom Züchter selbst bestäubt. Es gibt ca. 150 verschiedene Dattelarten - alle, die wir bisher gegessen haben schmecken sehr, sehr lecker.

 

Bei einem gesunden Abendessen, heute gibt's veganen Kebap, lassen wir den Abend ausklingen.

Wassertank füllen, Yoga ….. um 9.50 Uhr stehen wir vor der - GESCHLOSSENEN - Werkstatt. Wir sind deutschpünktlich! Um 10.30 Uhr kommt der Werkstattbesitzer samt Reifen und wir freuen uns.....nur 30 Minuten. Uns wird wieder mal bewusst, dass alles zwei Seiten hat. Wir sehnen uns nach der südländischen Gemütlichkeit und Gelassenheit. Andererseits soll auch alles funktionieren und wenn man auf etwas wartet, zehrt es manchmal an unseren mitteleuropäischen Nerven.

 

Gemeinsam machen sich die Männer ans Werk und um 11.40 Uhr fahren wir aus der Stadt. Alles ist jetzt wieder gut - 6 Reifen am Fahrzeug und ein Ersatzrad!!!

 

Eine Dromedarherde überquert die Straße, wir sehen einen kleinen Sandsturm, ansonsten nur Vorwüstenlandschaft. In die stellen wir uns um unseren Blog zu aktualisieren und zu arbeiten - heute brauchen wir wieder eine gute Internetverbindung - hier müsste es klappen. 

Heute ist der 12.01.2020. Vor einem Monat sind wir gestartet. 5630 km haben wir bis heute zurückgelegt.

Wir freuen uns auf die nächsten 4 Wochen.

Auf dem Weg in die Westsahara

Unser nächstes Ziel ist die Westsahara - ein Gebiet, das von Marokko besetzt ist. 

Der Weg dorthin führt uns am Atlantik vorbei.

 

4 Tage lassen wir uns Zeit um die rund 700 km zurückzulegen.

 

Am ersten Morgen treffen wir beim Morgenspaziergang auf eine Herde Dromedare, die überraschend in einer Senke vor uns auftauchen.

 

 https://youtu.be/3uCRUovegjY

 

Wir beobachten die für uns so außergewöhnlichen Tiere mit ihrem Nachwuchs.

Auch die Laute, die sie von sich geben sind neu für unsere Ohren. 

 

Dromedare haben einige interessante Tricks um Wasser zu sparen.

 

Ihre Kacke ist extrem trocken.

 

Der Urin ist sehr konzentriert.

Außerdem senken sie nachts ihre Körpertemperatur um mehrere Grad ab - sie erreichen mittags erst ihre normale Körpertemperatur und schwitzen vorher nicht. 

Nein, im Höcker speichern sie kein Wasser, sondern Energie in Form von Fett.

 

Dromedare haben sehr große Füße, damit sie im sandigen Untergrund nicht einsinken.

Schier endlos kommen uns die Straßen vor...…...

 

Am Abend heißts noch ein bisschen arbeiten, was uns in der Nähe einer größeren Stadt schlafen lässt. 

 

Morgens entscheiden wir, in einem Rutsch an den Atlantik zu fahren.

 

Immer wieder gibt es nun Polizeikontrollen. In der Regel werden wir unbehelligt vorbeigewunken. Mal sehen, wie das in der Westsahara wird.....

Nach Guelmim übernimmt Conny das erste Mal das Steuer, das macht sie sehr souverän. Bis zu unserem Schlafplatz über dem Plage Blanche am Atlantik sind es 30 km. Der Strand ist endlos lang und wunderschön anzusehen von hier oben.


https://youtu.be/PPIGILthXHQ

Am Tag vorher hat Conny noch ein Brot gebacken und hier gibt's noch eine Idee für einen veganen Brotaufstrich, ganz leicht selbst gemacht:

 

Cashewkerne etwa 4 Stunden in kaltem Wasser einweichen und abgießen. Die eingeweichten Kerne sind die Grundlage für allerelei Aufstriche. Hier ein paar Ideen:

 

Kerne, Olivenöl, Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel, Pepperonipulver, Knoblauch in einen Mixer und cremig mixen. Eventuell Wasser hinzugeben. Am Schluss Schwarzkümmel unterrühren.

 

oder

 

Kerne, Olivenöl, italienische Kräuter, Hefeflocken, Salz, Pfeffer, Knoblauch, ein bisschen Tomatenmark, Paprikapulver mixen, dann kleingeschnittene Oliven unterrühren.

 

oder

 

Kerne, etwas Sojacuisine, Curry, Ananassaft, Salz, Pfeffer mixen und kleingeschnittene Ananas unterrühren.

 

oder, oder, oder

 

Viel Spaß beim Experimentieren.

 

Beim Aufwachen können wir aus dem Wohnzimmer- und Schlafzimmerfenster, vom Bett aus, das Meer sehen. 

Wie schön ist es, dass sich unsere Ausblicke immer wieder ändern. 

 

Thomas macht die Enduro fertig für einen Ausritt am Strand. 


https://youtu.be/SOawynHxFZM

Unser nächster marokkanischer Nachbar kommt vorbei, mit Händen und Füßen macht er uns begreiflich, dass er ein Halsband für seinen Hund braucht. Wir haben noch ein kurzes Stück Spanngurt übrig, das er offensichtlich gut verwenden kann. Conny bäckt einen megaleckeren Apfelkuchen, diesen gibt's mit Espresso - ein Museumstag.

Wir bringen unserem Nachbarn 2 Stück Apfelkuchen und erhalten dafür ein Fladenbrot. So läuft das hier und wir empfinden es als sehr angenehm.

 

Wir machen nicht zum ersten Mal eine Beobachtung.....

Wenn wir irgendwo halten und dort gibt es Nachbarn, vorbeiziehende Hirten, Menschen auf Mofa, Fahrrädern, zu Fuß..... geben wir uns durch winken zu erkennen oder die Menschen winken uns freundlich zu. Oft ergibt sich ein "Smalltalk" auf französisch / arabisch - 2 Sprachen, die wir beide nicht sprechen😅 und manchmal wechseln ein paar Dinge ihren Besitzer. Sofort fühlen wir uns wohl und aufgehoben. 

 

Viele Wohnmobillisten möchten nicht als solche erkannt werden und versuchen nicht aufzufallen. Bei der Farbe unserer Fahrzeugs ist das ohnehin nicht möglich🙈. Wir werden immer sofort als Reisende erkannt und auch angesprochen. Wir erleben die Menschen hier als offen und freundlich und wir sehen keine Notwendigkeit uns zu "tarnen". So konnten wir schon viele der gespendeten Kleider verschenken und auch den einen oder anderen Hunger stillen. 

 

......und dann gibt's da noch eine andere Art von Wohnmobilreisenden: 

 

Beim Nachmittagsspaziergang sehen wir dort, wo gestern gähnende Leere war 13 Wohnmobile einträchtig nebeneinander stehen. Alles Niederländer, die wohl eine geführte Tour machen. Wieder fühlen wir uns sehr, sehr wohl neben unseren marokkanischen Nachbarn.

Ziel heute ist erste einmal Tantan. Leider ist die komplette Strecke eine Baustelle. Die Nationalstraße wird 4spurig ausgebaut. Dazu läuft hier auch noch die Nord-Süd Trasse der Stromversorgung - große Stahlmasten, teilweise 4 Stück nebeneinander. Nach Tantan biegen wir Richtung Es Smara ab - noch 100 km bis wir in der Westsahara sind. An der Abbruchkante zum Draatal finden wir einen Schlafplatz mit phänomenaler Rundumsicht.

Die Zufahrt ist nicht ganz ohne......


https://youtu.be/QL2Zi7FIyO4

Zur Belohnung gibt's noch eine Leckerei zum Espresso

 

Bananenkokoseiscreme (bei uns mehr Creme als Eis - was am Gefrierfach liegt😂).

Und so geht's.....

tiefgefrorene Bananenstücke, 1 Essl. Vollrohzucker, Vanillepulver, eine kleine Prise Salz und das feste (am besten eiskalte) von einer Dose Kokosmilch in den Mixer geben, mixen und genießen.